Mückenplage am Oberrhein: Jäger setzen auf Bio-Waffen gegen Schnaken!

Mückenplage am Oberrhein: Jäger setzen auf Bio-Waffen gegen Schnaken!

Rastatt, Deutschland - In den letzten Wochen haben starke Regenfälle in Baden-Württemberg für ungemütliche Überraschungen gesorgt. Die Niederschläge haben nicht nur die Landschaft verwandelt, sondern auch die ideale Umgebung für die Larvenbildung von Stechmücken geschaffen. Wie die Tagesschau berichtet, sind die Stechmückenjäger in drei Bundesländern im Einsatz, um der Plage Herr zu werden. Besonders am Oberrhein kam es zu einem massenhaften Schlupf der kleinen Plagegeister.

Die Bedingungen für die Auwaldstechmücken könnten kaum besser sein. Hochwasserereignisse wie zuletzt fördern deren Entwicklung erheblich. Nach einem trockenen Frühjahr sorgten überschwemmte Senken und Auen für ideale Brutstätten. Nicht weniger als 100 bis 200 Larven pro Liter wurden bei Schöpfkontrollen in den betroffenen Gebieten nachgewiesen.

Die Bekämpfungsstrategie

Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) hat bereits vor Pfingsten aktiv Maßnahmen ergriffen. Dabei kam der biologische Wirkstoff Bti (Bacillus thuringiensis israelensis) zum Einsatz, der effektiv gegen die Larven wirkt, ohne die Umwelt unnötig zu belasten. So wurden kleinere Flächen in den Rheinauen zu Fuß behandelt, während größere Areale per Hubschrauber mit dem Eisgranulat besprüht wurden.

Die Schwerpunkte der Bekämpfungsaktionen lagen im Raum Rastatt und in der Südpfalz. Auch nördlich von Karlsruhe wurden am Mittwoch nach Pfingsten erste Maßnahmen umgesetzt, und einen Tag später folgten ähnliche Einsätze in Hessen. Die ersten Proben zeigen vielversprechende Erfolge, und die Lage in den betroffenen Auwäldern hat sich bereits deutlich entspannt.

Ökologische Überlegungen

Doch im Schatten dieser Bekämpfungsmaßnahmen steht auch eine wichtige Diskussion über die ökologischen Auswirkungen. Laut dem Bund Naturschutz sind Stechmücken nicht nur lästig, sondern spielen auch eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Larven dienen als Nahrung für Fische, während adulte Mücken Vögeln und Fledermäusen als Nahrungsquelle dienen. Eine flächendeckende Bekämpfung könnte somit die natürlichen Lebensgemeinschaften gefährden.

Zudem wird der Einsatz von Bti kritisch betrachtet. Obwohl Bti gezielt Stechmückenlarven angreift, könnte die Anwendung auch negative Effekte auf andere Insekten und Amphibien haben. Die Verwendung von Faltern zur Bekämpfung könnte auch die Nahrungsgrundlage für viele Tiere während der Fortpflanzungszeit verringern. Der Bund fordert daher, keine Bti-Anwendung in Naturschutzgebieten und geschützten Biotopen vorzunehmen.

Gesellschaftliche Verantwortung

Das Umweltbundesamt (UBA) hat vermehrt Anfragen zu Larviziden erhalten und hebt hervor, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über die Auswirkungen von Mückenstichen und möglichen Krankheitsübertragungen aufzuklären. Während asiatische Tigermücken Viren übertragen können, sind in Deutschland zum Glück bislang keine autochthonen Krankheitsfälle aufgetreten, trotzdem gibt es seit 2019 einige durch heimische Stechmücken übertragene Fälle des West-Nil-Virus.

So kann die Bekämpfung von Stechmücken sinnvoll sein, wenn sie richtig und nachhaltig durchgeführt wird. Das UBA informiert darüber, dass kleinskalige Anwendungen von Bti keine negativen Umweltauswirkungen erwarten lassen, solange sie korrekt angewendet werden. Allerdings sind alternative Maßnahmen, wie die Reduzierung von Brutstätten und die Förderung natürlicher Fressfeinde, ebenso wichtig.

Schlussendlich muss ein Gleichgewicht gefunden werden zwischen der Bekämpfung lästiger Mücken und dem Erhalt unserer wertvollen Ökosysteme. Wie die aktuelle Situation zeigt, da liegt wahrlich was an – sowohl für die Mückenjäger als auch für die Naturschützer.

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OrtRastatt, Deutschland
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