Premiere von Tyll: Ein Spektakel über Krieg und Menschlichkeit in Baden-Baden

Premiere von "Tyll" im Theater Baden-Baden: Ein packendes Drama über den Dreißigjährigen Krieg mit stärkerem Fokus auf historische Themen.
Premiere von "Tyll" im Theater Baden-Baden: Ein packendes Drama über den Dreißigjährigen Krieg mit stärkerem Fokus auf historische Themen. (Symbolbild/MBW)

Premiere von Tyll: Ein Spektakel über Krieg und Menschlichkeit in Baden-Baden

Baden-Baden, Deutschland - Die Premiere von „Tyll“ im Theater Baden-Baden hat für große Aufregung gesorgt. Der junge Tyll Ulenspiegel, meisterhaft gespielt von Lion-Russel Baumann, wird am 22. Juni 2025 das Publikum in seinen Bann ziehen. Ursprünglich war die Vorstellung als Freilicht-Spektakel auf dem Marktplatz geplant. Doch aufgrund finanzieller Engpässe der Stadt wurde die Aufführung kurzerhand ins Theater am Goetheplatz verlegt, wie auch die BNN berichtet.

Unter der Regie von Brian Bell und dem dramaturgischen Feinschliff von Peter Krauch erlebt der Zuschauer eine eindrucksvolle Inszenierung, die auf dem Roman von Daniel Kehlmann basiert. „Tyll“ ist keine Komödie im herkömmlichen Sinne, sondern thematisiert eindringlich die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. Dabei wird nicht nur Krieg und Tod behandelt, sondern auch die (sexuelle) Gewalt, die zu dieser Zeit alltäglich war. Humorvolle und satirische Elemente durchziehen trotz der Schwere der Themen die Geschichte.

Die Geschichte hinter Tyll Ulenspiegel

Der Charakter des Tyll Ulenspiegel geht auf die traditionelle Figur Till Eulenspiegel zurück. In Kehlmanns Roman aus dem Jahr 2017, wie in Wikipedia nachzulesen ist, wird Tyll als der Sohn des Müllers Claus Ulenspiegel beschrieben, der im 17. Jahrhundert in Süddeutschland aufwächst. Der Vater wahrte wenig Vertrauen in ihn, doch Tyll entwickelt sich zu einem faszinierenden Charakter, der die für ihn bereitgehaltenen Widrigkeiten überwindet. Begleitet von Nele, der Tochter des Bäckers, verlässt Tyll sein Dorf, just bevor sein Vater zum Tode verurteilt wird.

Der Roman besteht aus nicht chronologisch angeordneten Kapiteln und fordert den Leser, sich mit der komplexen Geschichte auseinanderzusetzen. Tyll hat im Verlauf seiner Reise Begegnungen mit historischen Figuren und wird sogar als „Geisterfigur“ dargestellt, die für die gefallenen Soldaten symbolisch steht. Diese Darstellung spiegelt die Sinnlosigkeit des Krieges wider und lädt die Zuschauer im Theater dazu ein, über die blutigen Konsequenzen des Kampfes nachzudenken.

Auf der Bühne: Dramatische Szenen und musikalische Vielfalt

Die Inszenierung von „Tyll“ zeichnet sich durch dramatische Szenen aus, darunter die schmerzhafte Fehlgeburt seiner Mutter und die brutale Hinrichtung seines Vaters. Die einfühlsamen Darstellungen von Oliver Jacobs als Vater und Michael Laricchia als Jesuiten Kircher bringen Emotionen auf die Bühne. Daneben überzeugt Carl Herten, der gleich mehrere Rollen spielt und dabei verschiedene Musikinstrumente bedient.

Musikalisch wird die Aufführung durch vielfältige Arrangements bereichert, die sogar Elemente der frühen Barockmusik enthalten. Die fantasievoll gestalteten Kostüme von Daniel Unger reflektieren sowohl historische als auch gegenwärtige Bezüge und tragen zur Atmosphäre der Aufführung bei. Mit einem Bühnenbild, das Spiegelfragmente, Fahrräder und Rikschas integriert, wird das Publikum in eine eindringliche und phantasievolle Welt entführt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Premierenvorstellung von „Tyll“ ein mitreißendes Erlebnis verspricht – ein Theaterstück, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig die Skurrilität der Menschheit spiegelt. Wie Claude Haas in seinem Blog über die Aktualität des Dreißigjährigen Krieges unterstreicht, weist Kehlmanns Werk trotz des historischen Kontexts Parallelen zu unserer heutigen Welt auf (ZFL).

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OrtBaden-Baden, Deutschland
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