Lieferengpass bei Quetiapin: Patienten leiden unter Medikamentenmangel!

Lieferengpass bei Quetiapin: Patienten leiden unter Medikamentenmangel!
Bad Schussenried, Deutschland - Ein Lieferengpass sorgt derzeit für große Besorgnis bei Patienten, die auf das Medikament Quetiapin Retard angewiesen sind. Besonders betroffen ist die 43-jährige Sabine Jentscheck aus Baden-Württemberg, die seit ihrer Kindheit unter Depressionen und posttraumatischer Belastungsstörung leidet. Die Tragik ihrer frühen Kindheit, als ihre Mutter sich das Leben nahm, führte zu einer langen Reise durch die Welt der psychischen Erkrankungen. Seit fünf Jahren nahm sie Quetiapin Retard ein, das ihr zuvor Linderung gebracht hatte. Doch seit Juni 2024 musste sie den Wegfall dieses wichtigen Arzneimittels erfahren. „Es ist, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen“, schildert sie ihre Erfahrung zur Situation. Schwäbische.de berichtet, dass etwa 30.000 Patienten in Baden-Württemberg von diesem Lieferengpass betroffen sind, für den unter anderem hohe Überverkäufe und Lieferprobleme bei Mitbewerbern verantwortlich sind.
Kanäle wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) halten eine Lieferengpassdatenbank, doch für Quetiapin Retard gibt es keine direkten Alternativen. Psychiaterin Dr. Bettina Jäpel bestätigt die negativen Folgen dieser Situation, insbesondere in Bezug auf Schlafstörungen. „Wir verlieren die Gewissheit, welche Medikamente verfügbar sind“, erklärt sie weiter.
Die Ausmaße des Lieferengpasses
Ein Lieferengpass für die Quetiapin Heumann Retard 50 mg Retardtabletten gilt vom 27. Januar 2025 bis zum 30. Mai 2025. Vor der Corona-Pandemie traten bereits Schwierigkeiten bei der Arzneimittellieferung auf, und die aktuelle Lage zwingt immer mehr Menschen dazu, auf wichtige Medikamente zu verzichten oder alternative Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Der Hersteller Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG hat keine alternativen Arzneimittel vorgeschlagen, was die Lage noch prekärer macht. Die Apothekerin Eva Kolwe kritisiert die Zusammenarbeit im Versorgungssystem und appelliert an die Notwendigkeit einer besseren Einbindung aller Beteiligten.
Um dieses Problem zu bewältigen, wurde im Juli 2023 ein Gesetz zur Bekämpfung von Medikamentenengpässen verabschiedet. Auch die EU hat reagiert: Das neue EU-Gesundheitsprogramm „EU4Health“ zielt darauf ab, die Verfügbarkeit von Medikamenten zu verbessern und fordert Maßnahmen zur Förderung der Pharmaproduktion nach Europa. Dazu gehören finanzielle Anreize und die Schaffung einer „europäischen Notfallapotheke“.
Die Suche nach Lösungen
Obwohl Experten Skepsis gegenüber der schnellen Verfügbarkeit von Quetiapin haben, hofft Jentscheck, dass sie auf andere Medikamente umstellen kann. Sie möchte keine Rückumstellung auf das Medikament, obwohl es ihr einmal sehr geholfen hat. Stattdessen tritt sie nun als Genesungsbegleiterin in einer Klinik auf und hat ein Netzwerk zur Unterstützung von Mitbetroffenen aufgebaut. „Gemeinsam sind wir stärker“, hat sie erkannt.
Ein weiteres Problem bildet die globalisierte Arzneimittelproduktion, die häufig zu Engpässen führt. Die Umstellung der Produktion nach Europa könnte eine der Lösungen sein, um die Abhängigkeiten zu verringern. Immer mehr Stimmen werden laut, die ein Umdenken fordern, um zukünftige Lieferengpässe zu vermeiden. News.de bekräftigt die Notwendigkeit, dass sowohl Apotheken als auch Patienten aktiv nach Alternativen suchen.
Der aktuelle Engpass bei Quetiapin Retard zeigt deutlich: In der Gesundheitsversorgung ist Handeln erforderlich – und zwar schnell. Patienten wie Jentscheck müssen sich auf ein stabileres und besser unterstütztes System verlassen können. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Bevölkerung in Krisenzeiten nicht im Stich gelassen wird.
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Ort | Bad Schussenried, Deutschland |
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