Lyon Sussmann: Der Mann hinter Böblingens Büstenhalter-Weltstar!
Am 25. Juni 2025 lädt Böblingen zu einem Vortrag über Lyon Sussmann und die Hautana ein, um deren historische Bedeutung zu würdigen.

Lyon Sussmann: Der Mann hinter Böblingens Büstenhalter-Weltstar!
Am kommenden 25. Juni um 19 Uhr findet im Neuen Rathaus von Böblingen eine Gedenkveranstaltung statt, die dem unvergessenen Leben und Werk des Ehrenbürgers Lyon Sussmann gewidmet ist. Der ehemalige Kulturamtsleiter Günter Scholz wird bei dieser Gelegenheit einen Vortrag über Sussmann halten. Wer sich für lokale Geschichte interessiert, sollte sich diesen Termin nicht entgehen lassen, denn Sussmann gilt als eine der prägendsten Persönlichkeiten der Stadt.
Lyon Sussmann, geboren am 31. Oktober 1843 in Tauberbischofsheim, entstammte einer bedeutenden jüdischen Gemeinde in Baden. Bei der Mechanischen Trikotweberei Ludwig Maier, später bekannt für den beliebten Hautana-Büstenhalter, war er von 1878 bis zu seinem Tod im Jahr 1935 eng verbunden. Durch seine innovative Arbeit brachte er dem Unternehmen Weltruhm und machte es zum größten Arbeitgeber in Böblingen. Bis 1925 war die Belegschaft auf rund 500 Menschen angewachsen, wobei bis zu 85 Prozent der Arbeitskräfte Frauen waren. Sussmann setzte auf gesunde Arbeitsbedingungen und soziale Einrichtungen, was in dieser Zeit nicht selbstverständlich war.
Der Aufstieg von Hautana
Der Hautana-Büstenhalter, der 1912 von Sussmanns Firma entwickelt wurde, ist nicht nur ein Betriebsprodukt, sondern symbolisiert eine wichtige Phase in der Böblinger Industriegeschichte. Zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt gebracht, als viele Frauen die restriktiven Korsetts ablehnten, etablierte sich Hautana schnell als Markführer. Ursprünglich basierte das Erfolgsprodukt auf einer Erfindung von Sigmund Lindauer aus Cannstatt und wurde aus elastischem Trikotgewebe hergestellt—ein echter Komfortgewinn für Frauen.
Die Firma erfreute sich nicht nur in Deutschland großer Beliebtheit, sondern exportierte bereits vor dem Ersten Weltkrieg einen signifikanten Teil ihrer Produktion ins Ausland. Bereits 1912 war die erste Filiale in London eröffnet worden, was die internationale Bedeutung des Unternehmens unterstreicht.
Vom Erfolg zur Bedrohung
Leider wurde Sussmanns Lebenswerk in den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus schwer getroffen. Seine Firma wurde beschlagnahmt und „arisiert“, was für viele jüdische Unternehmer zu einem schmerzlichen Verlust führte. Seine Schwiegertochter Erna und ihre Kinder mussten emigrieren, um der Verfolgung zu entkommen. Bei seiner Beisetzung am 8. Februar 1935 nahm kein offizieller Vertreter der Stadt teil, was die gesellschaftliche Isolation und den schweren Antisemitismus widerspiegelt, der zu jener Zeit herrschte.
Nachdem 1981 die Produktionsanlagen der Hautana aus dem Stadtbild verschwunden sind, ist der Name allein durch die Hautana-Passage oder das Hautana-Parkhaus präsent. Dennoch wird durch die Gedenkveranstaltung und den Vortrag von Günter Scholz die Relevanz von Sussmanns Beitrag zur Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur wieder ins Licht gerückt.
Die Veranstaltung soll eine wichtige Plattform bilden, um die Historizität von jüdlichen Unternehmern in der Region zu würdigen und den Dialog über deren Einfluss auf die lokale Entwicklung anzuregen. Wer sich dem Thema der jüdischen Geschichte in Böblingen nähern möchte, hat mit dieser Matinee die perfekte Gelegenheit dazu. Auf geht’s, Böblinger! Nutzen Sie die Chance, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und mehr über die Menschen zu erfahren, die unsere Stadt geprägt haben.
Für weitere Informationen zu Lyon Sussmann und der Marke Hautana werfen Sie einen Blick in die Artikel von Kreiszeitung Böblingen, Zeitreise Böblingen und SZBZ.