Karlsruhe im Kultur-Alarm: Aktivisten kämpfen gegen Kürzungen!
Aktivisten protestieren in Karlsruhe gegen Kultur- und ÖPNV-Kürzungen, kettet sich am Weihnachtsmann-Hochseil.

Karlsruhe im Kultur-Alarm: Aktivisten kämpfen gegen Kürzungen!
Am Mittwochmorgen ging es auf dem Marktplatz in Karlsruhe hoch her: Zwei Aktivisten der Gruppierung „Widerstands-Kollektiv“ haben sich kurzerhand mit einem Fahrrad an das Hochseil des „fliegenden Weihnachtsmanns“ gekettet. Diese Aktion, die für einiges Aufsehen sorgte, richtete sich gegen die geplanten Kürzungen in der Kultur und im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) der Stadt. Laut SWR sperrte die Polizei während der Aktion den Marktplatz ab, um die Sicherheit der Beteiligten und der Passanten zu gewährleisten.
Die Aktivisten hängten ein Transparent auf, das die Dringlichkeit ihrer Botschaft unterstrich: Die Kultur in Karlsruhe steht auf der Kippe. In den nächsten zwei Jahren planen die Stadtverantwortlichen, die Förderungen für die Kultur um 8,7 Prozent zu kürzen, was eine massive Bedrohung für die freie Kulturszene darstellt. Kultur-Bürgermeister Albert Käuflein (CDU) äußerte sein Unverständnis gegenüber der Aktion der Aktivisten.
Die Bedeutung der freien Kulturszene
Die freien Kultureinrichtungen in Karlsruhe sind betroffen von den geplanten Einschnitten. Rund zehn Einrichtungen könnten konkret in ihrer Existenz bedroht sein, berichtet die Seite gehtsnochkarlsruhe.de. In Karlsruhe besuchen jährlich etwa 400.000 Menschen diese Einrichtungen, die jedoch nur 3,8 Prozent des städtischen Kulturetats von insgesamt 63,1 Millionen Euro erhalten. Die erste Priorität des Kulturetats fließt hauptsächlich an drei Großinstitutionen: Staatstheater, ZKM und VHS, während der Kulturring lediglich 1,6 Millionen Euro abbekommt.
Die angedachte Kürzung um 10 Prozent würde bedeutende 160.000 Euro weniger für die freie Szene bringen, was nicht nur die finanzielle Stabilität gefährdet, sondern auch die kulturelle Vielfalt und die demokratische Teilhabe in Karlsruhe beschneidet. Einige der betroffenen Einrichtungen, wie KOHI und das Sandkorn Theater, leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Kulturstadt und stehen nun vor einer unsicheren Zukunft.
Städte als Kulturaktoren
Die Stadt Karlsruhe steht vor einer Herausforderung: In den nächsten zwei Jahren müssen mindestens 80 Millionen Euro eingespart werden. Dies bringt nicht nur die kulturelle Landschaft ins Wanken, sondern könnte auch das gesellschaftliche Miteinander beeinträchtigen. Die Kultureinrichtungen selbst fordern die Streichung der geplanten Kürzungen und eine faire Verteilung der Fördermittel. Der Verlust wird als unbezahlbar für die Gesellschaft bezeichnet, und die Einrichtungen rufen zu einer Unterstützung der Kampagne auf.
Bei einem Protest am vergangenen Samstag zeigten rund 400 Menschen ihre Solidarität mit der freien Kulturszene und setzten ein starkes Zeichen gegen die Einsparpläne der Stadt. Die Aktivisten fordern die Stadtverwaltung auf, ihre Entscheidung zu überdenken und sich stattdessen für die Bedeutung der kulturellen Vielfalt einzusetzen. Ein Vorschlag zur Förderung des Kulturrings mit 1,3 Millionen Euro mehr wird ebenfalls diskutiert, um die existierende Kulturlandschaft nicht weiter zu gefährden.
Der Gemeinderat in Karlsruhe muss nun bis Ende des Jahres über die Sparmaßnahmen entscheiden. Die Zeit drängt, und die Stimmen aus der Kultur- und Sozialszene werden immer lauter. Wie es mit der Kultur in Karlsruhe weitergeht, bleibt abzuwarten, doch klar ist: Es steht viel auf dem Spiel.