Schließung der Notfallpraxis in Müllheim: Bürger wehren sich mit 8.000 Stimmen!
Informationsveranstaltung in Müllheim am 18.11.2025 zur Schließung der KV-Notfallpraxis. Über 8.000 Unterschriften für den Erhalt.

Schließung der Notfallpraxis in Müllheim: Bürger wehren sich mit 8.000 Stimmen!
Im Markgräflerland stehen besorgte Bürger:innen auf: Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) plant die Schließung der Notfallpraxis in Müllheim. Anlässlich einer Informationsveranstaltung am Dienstag um 18:30 Uhr im Bürgerhaus haben die Verantwortlichen nun über 8.000 Unterschriften entgegengenommen, um für den Erhalt der Praxis zu kämpfen. Die Emotionen in der Stadt sind hoch, denn die Schließung, die zum Monatsende vollzogen werden soll, ist für viele eine herbe Enttäuschung. Bürgermeister Martin Löffler sieht jedoch keinen Ausweg mehr, um die Entscheidung abzuwenden. Laut RegioTrends wird die KVBW alternative Versorgungskonzepte vorstellen, die unter anderem telemedizinische Angebote und einen mobilen Bereitschaftsdienst beinhalten.
Interessant ist, dass die Diskussion um diese Schließungen nicht nur Müllheim betrifft. In ganz Baden-Württemberg sind 18 Notfallpraxen von der Schließung bedroht, was auf einen Streik von über 90.000 Patient:innen hindeutet, die hiervon betroffen sein könnten. Der Städtetag hat bereits Gesundheitsminister Manfred Lucha aufgefordert, die Pläne der KVBW zu stoppen. Der Protest hat sogar internationale Wellen geschlagen, so dass Bürgermeisterin Regine Rist aus Tettnang über die fehlende Kommunikation hinsichtlich dieser Beschlüsse unverständlich reagiert. SWR berichtet, dass bereits acht Praxen in diesem Jahr geschlossen wurden und die KVBW plant, weitere Schließungen vorzunehmen, weil es landesweit 1.000 unbesetzte Hausarztsitze gibt.
Künftige Notfallversorgung
Die KVBW hat versichert, die zukünftige Notfallversorgung neu zu gestalten. Alternativen werden kommuniziert, wie etwa die bundesweite Rufnummer 116 117. Diese soll den Patient:innen ohne Hausarzt als Anlaufstelle dienen, während gleichzeitig die Notaufnahme der Helios Klinik in Müllheim personell verstärkt wird. Des Weiteren wird ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) an die Helios Klinik verlagert und ein neues MRT-Gerät installiert. Die Stadt sieht sich durchaus in der Lage, die medizinische Versorgung auch ohne die Notfallpraxis abzusichern. Eine weitere Maßnahme betrifft den bundesweiten Referentenentwurf für ein Notfallgesetz, der die Einrichtung Integrierter Notfallzentren (INZ) vorsieht. Müllheim erfüllt die entsprechenden Kriterien und könnte somit eventuell von dieser Reform profitieren, wie RegioTrends feststellt.
Das Thema Notfallversorgung wird umfassend diskutiert. Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), hebt hervor, wie wichtig die Patientensteuerung ist und dass die meisten Patienten sich regelkonform verhalten, was wohl einen Großteil der Herausforderungen beeinflusst. Laut KBV ist eine effektive Steuerung sowohl für die Akut- und Notfallversorgung als auch für multimorbide Patient:innen unerlässlich. Hierbei wird insbesondere die Rolle der Hausärzte als Koordinatoren der Behandlungen betont.
Die Stadt Müllheim bedankt sich bei den Bürger:innen, den Initiativen und Unterstützern für das große Engagement. Besonders honoriert wird Hartmut Hitschler, der die Unterschriftensammlung maßgeblich organisiert hat. Wie die Lage weitergeht, bleibt abzuwarten, denn eine rechtliche Klärung über die Entscheidung der Schließung steht zwar noch aus, wird aber wohl zu spät erfolgen, um die Praxis zu retten. In der Zwischenzeit bleibt nur zu hoffen, dass die alternativen Versorgungskonzepte greifen und die medizinische Grundversorgung für die Bürger:innen gesichert bleibt.