Spionage-Theater in Ulm: Die packende Geschichte des Helmut Reisch!

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Am 9.11.2025 feiert das Theater Ulm die Premiere von "Taxi nach drüben", basierend auf Hermann Reischs Leben als Doppelagent.

Am 9.11.2025 feiert das Theater Ulm die Premiere von "Taxi nach drüben", basierend auf Hermann Reischs Leben als Doppelagent.
Am 9.11.2025 feiert das Theater Ulm die Premiere von "Taxi nach drüben", basierend auf Hermann Reischs Leben als Doppelagent.

Spionage-Theater in Ulm: Die packende Geschichte des Helmut Reisch!

Im Theater Ulm wird aktuell das Schauspiel „Taxi nach drüben“ präsentiert, das auf der spannenden deutsch-deutschen Zeitgeschichte basiert. In diesem Stück erfahren die Zuschauer von der außergewöhnlichen Geschichte eines Taxifahrers, der für beide deutschen Staaten als Spion tätig war. Der Protagonist auf der Bühne hört auf den Namen Helmut, während der wahre Name des Mannes im Hintergrund Herrmann Reisch ist, ein heute 74-jähriger Zeitzeuge aus dem Alb-Donau-Kreis. Reisch lebte ein Leben, das viel über die politischen Verstrickungen der damaligen Zeit verrät. Laut SWR berichtet er, dass seine Agententätigkeit 1979 begann, als er von einem gewissen „Ingo“ angesprochen wurde, der einen Stadtplan von Ulm benötigte. Dieser erste Kontakt führte ihn direkt in die komplizierte Welt der Spionage.

Reisch, der als Doppelagent für die DDR und den bundesdeutschen Verfassungsschutz arbeitete, notierte damals Kennzeichen amerikanischer Transportfahrzeuge, die mit den Pershing-I-Raketen in Verbindung standen, die in der ehemaligen Wiley-Kaserne in Neu-Ulm stationiert waren. Die Informationen, die er sammelte, übermittelte er an die DDR sowie auch an den Verfassungsschutz in Westdeutschland. Letztlich bekam er für diese Daten Zahlungen in D-Mark von der DDR und zusätzliche Beträge vom Verfassungsschutz. Dies alles geschah in einer Zeit, als die Welt zwischen Ost und West in einem eisernen Griff der Geheimdienste lag, und Reisch erlebte hautnah, wie gefährlich dieser Job sein konnte. Diese facettenreiche Geschichte wird beim Theaterstück spannend aufbereitet, und es ist kein Wunder, dass die 13 Aufführungen bereits vor der Premiere ausverkauft sind.

Ein Leben im Schatten der Geheimdienste

Die Erlebnisse von Herrmann Reisch sind nicht nur Teil des Theaters, sondern finden auch in verschiedenen Vorträgen einen Anklang. Während einer Mitgliederversammlung der Kameradschaft ERH Donau – Iller berichtete Reisch über seine perfiden Erfahrungen bei der Arbeit für den Ministerium für Staatssicherheit der DDR und den Bundesnachrichtendienst der BRD zwischen 1979 und 1984. Reisch gab Einblicke in seine Methoden, bei denen er nicht nur Informationen sammelte, sondern auch fotografierte und funkte. „Der Gedanken an meine Familie gab mir die Kraft zum Überleben“, erklärte er, als er in einem Vortrag die Willkür des Stasi-Systems beschrieb. Bei diesem Event wurden auch langjährige Mitglieder des DBwV, die 50 oder 60 Jahre im Dienst waren, geehrt und mit Treueurkunden ausgezeichnet.

Doch die Schattenseiten dieser Spionagetätigkeit blieben nicht aus. 1983 wurde Reisch enttarnt und vor Gericht gestellt. Er musste sich in der berüchtigten Strafanstalt Bautzen und im „Stasi-Knast“ Hohenschönhausen mit den brutalen Bedingungen des DDR-Gefängnissystems auseinandersetzen. Seinen 12-jährigen Gefängnisaufenthalt beschreibt er als traumatisierend, geprägt von strengen Kontrollen und schlechten Bedingungen. Am Ende sollte jedoch der Gefangenenaustausch im Jahr 1987 ihm das Licht der Freiheit zurückgeben. Seither teilt Reisch seine Geschichte nicht nur als Therapie, sondern auch um andere über die dunklen Kapitel der deutschen Vergangenheit aufzuklären.

Die Verbindung von Künsten und Geschichtsbewusstsein zeigt sich nicht nur in den Inszenierungen, sondern beflügelt auch den Diskurs in Schulen und auf Veranstaltungen, wo Reisch aktiv ist. Mit seiner Lebensgeschichte gibt der 74-Jährige allen, die ihm zuhören, einen tiefen Einblick in die Zeit des Kalten Krieges und die Verflechtungen der Geheimdienste. Der Besuch des Theaters Ulm ist somit nicht nur eine kulturelle Veranstaltung, sondern auch ein Aufruf zur Erinnerung und zum Nachdenken über die eigenen historischen Wurzeln.