König Lear zwischen Krieg und Liebe: Spektakuläre Premiere in Heidelberg!

König Lear zwischen Krieg und Liebe: Spektakuläre Premiere in Heidelberg!
Heidelberg, Deutschland - In Heidelberg sorgt die neueste Aufführung des Theaters Heidelberg für Aufsehen: Am 5. Juli 2025 feierte die Adaption von Shakespeares König Lear unter dem Titel König Lear – Der letzte Gang Premiere. Regie führt der talentierte Stas Zhyrkov, der auch schon mit anderen Projekten im Zusammenhang mit der ukrainischen Kultur im Exil für Furore sorgte, wie beispielsweise der Uraufführung des Stücks Postkarten aus dem Osten an der Schaubühne. Diese Inszenierung brachte geflüchtete Ukrainer:innen zusammen, die über ihre Erfahrungen im Krieg diskutieren – ein Thema, das in der aktuellen Aufführung ebenso brisant bleibt.
Basierend auf einem Text von Pavlo Arie, der aus Lwiw stammt und in Kyjiw arbeitet, verschiebt sich die Handlung von einem aristokratischen in ein kleinbürgerliches Milieu. Lear ist hier kein König mehr, sondern der Betreiber eines kleinen Restaurants namens „Lyra“. Besonders bemerkenswert ist die Charakterisierung der Familienmitglieder: Cordelia, die jüngste Tochter, wird als lesbisch dargestellt. Dabei bleibt die Adaption jedoch nicht nur in ihrer Darstellung innovativ, sie leidet auch unter dem Verlust wesentlicher Elemente der Originalgeschichte, wie der Glosterhandlung und dem Grafen von Kent.
Kultur als Widerstand
Das Stück wird vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Kulturkampfes aufgeführt, der durch den Krieg in der Ukraine verstärkt wurde. In Luhansk wird der große ukrainische Nationaldichter Taras Schewtschenko gar als „russischer Poet“ dargestellt, was die oben angeführte Problematik noch verdeutlicht. Die Kulturinstitutionen, darunter auch das Theater, spielen eine entscheidende Rolle, indem sie versuchen, die gefährdete Kultur zugänglich zu machen. Dies wird in Heidelbergs Aufführung deutlich, die sowohl das Publikum anregt als auch zum Nachdenken über die Themen Krieg und Vertreibung anregt.
Doch trotz der aufgeworfenen Fragen über Liebe und Familie, kritisieren viele Rezensenten, dass der Text und die Ausführung die komplexen Themen von Krieg und Zusammenbruch nicht ausreichend behandeln. Ein Schaubild aus dem Programmheft zeigt, dass Regisseur Zhyrkov die bedrängenden Themen als allgegenwärtig ansieht, was im Stück jedoch nicht so recht zur Geltung kommt. Das Ensemble versucht, durch komische Elemente dem Text Leben einzuhauchen, allerdings bleibt die spröde Sprache in der deutschen Übersetzung eher hinter den Erwartungen zurück.
Kreative Köpfe hinter den Kulissen
Mitwirkende dieser Inszenierung sind unter anderen Hans Fleischmann, Henriette Blumenau und Lisa Förster, die alle ihr Bestes geben, um den Charakteren und den fragilen Beziehungen zwischen ihnen mehr Tiefe zu verleihen. Die gesamte Aufführung dauert 1 Stunde und 50 Minuten ohne Pause. Es bleibt zu hoffen, dass das Publikum nicht nur unterhalten wird, sondern auch zum Nachdenken angeregt wird. Schließlich ist Theater oft eine Möglichkeit, Fragen zu stellen, die sich in Krisenzeiten ohnehin sehr drängen.
Die Bühne ist nicht nur ein Ort der Erbauung, sondern auch ein Ort des Widerstands, wie so viele Regisseure und Schauspieler in der Ukraine betonen. Während in vielen Produktionen, wie beispielsweise in Die Hexe von Konotop, versucht wird, durch satirische Erzählungen Trost zu finden und aktuelle Probleme zu reflektieren, wird in Heidelberg ein ähnlicher Ansatz verfolgt, jedoch mit einem anderen Fokus.
Für weitere Informationen über das Theater und zukünftige Aufführungen lohnt sich ein Besuch auf der offiziellen Webseite des Theaters: www.theaterheidelberg.de. Theater ist nicht nur Kunst, sondern auch ein bedeutender Teil der Kulturgeschichte eines Landes – in gutem wie in schweren Zeiten.
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Ort | Heidelberg, Deutschland |
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