Christfluencer und die Macht der Bibel: Ein Blick auf Böblingen
In Böblingen diskutierten Christfluencer über Bibelstellen und ihren Einfluss auf die evangelikale Gemeinschaft beim Pfingstjugendtreffen.

Christfluencer und die Macht der Bibel: Ein Blick auf Böblingen
In Böblingen wurde am gestrigen Tag ein bemerkenswertes Pfingstjugendtreffen veranstaltet, das sich mit den Herausforderungen und Chancen des christlichen Glaubens in der heutigen Zeit auseinandersetzte. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stand vor allem das Thema der Einflussnahme von christlichen Influencern auf soziale Medien. Ein dynamisches Podium, angeführt von den Podcastern des „Hossa-Talk“, diskutierte mit Hochdruck über strittige Bibelstellen und die Relevanz der Kirche in einer stets erodierenden Glaubenslandschaft. Teilnehmende waren unter anderen Jay Friedrichs, Gofi Müller und Pfarrer Fabian Maysenhölder, die den Strömungen des evangelikalen Glaubens nachspürten und die Macht der christlichen Voices im Internet beleuchteten. Die Veranstaltung nutzte die Plattform, um problematische Bibelstellen und den Umgang mit ihnen zu erörtern, wie Krzbb beschreibt.
Ein zentraler Punkt des Treffens war Jana Highholder, das Gesicht der evangelikalen „Christfluencerinnen“. Sie hat sich in der Onlinewelt als einflussreiche Stimme etabliert, nachdem sie bis 2020 das Gesicht des EKD-YouTube-Kanals war. Heute gehört sie zu den bekanntesten konservativen Christfluencerinnen in Deutschland. Ihr Erfolg zeigt sich in der großen Anhängerschaft, die sie über soziale Medien und Podcasts gewinnt. Gemeinsam mit anderen Christfluencern propagiert sie konservative Werte wie traditionelle Geschlechterrollen und spricht sich gegen Abtreibung sowie LGBTQ-Rechte aus. Diese Herangehensweise hat laut Deutschlandfunk zu einer spürbaren Verbindung mit rechtspopulistischen Strömungen geführt, wobei nicht selten auch Verbindungen zur AfD sichtbar sind.
Die Rolle der „Christfluencer“
Die „Christfluencer“ haben eine eigene Art und Weise entwickelt, ihren Glauben in den sozialen Medien zu kommunizieren. Sie inszenieren sich oft mit emotionalen Einblicken und Alltagsszenen, bevor sie politische oder religiöse Positionen einnehmen. Diese Strategie, die als „subtil und manipulativ“ beschrieben wurde, spricht besonders junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren an, die auf der Suche nach Orientierung sind. Viele von ihnen tendieren dazu, auffällige Inhalte zu konsumieren, die stark emotional und dogmatisch gefärbt sind. Gert Pickel von der Universität Leipzig warnt vor den Gefahren, die aus der Mischung von fundamentalistischem Christentum mit rechtspopulistischen Haltungen erwachsen, wie NDR berichtet.
Christfluencerinnen wie Jasmin Friesen und Jana Highholder propagieren eine sogenannte „Purity Culture“, die besagt, dass Sexualität ausschließlich innerhalb der Ehe stattfinden sollte. Diese Botschaften stützen sich auf selektive Bibelstellen und stellen ein patriarchales Familienmodell als gottgewollt dar. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zeigt sich über diese Radikalisierung besorgt, wagte jedoch bisher keinen offenen Konflikt mit den evangelikalen Gruppen, um den Dialog nicht zu gefährden.
Ein Blick nach vorne
Die evangelikalen Influencerinnen sind nicht nur in sozialen Netzwerken aktiv, sondern verkaufen auch Produkte wie Bücher, christlichen Schmuck oder Kinderbücher über Online-Shops. Jana Highholder selbst vermarktet sogar Schönheitsbehandlungen und hat somit einen interessanten Mix aus Glauben und Kommerz geschaffen. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Kirche verstärkt mit Mitgliederrückgang zu kämpfen hat, insbesondere bei der jungen Generation. Diese entwickelt über Plattformen wie TikTok ein neues Verständnis von Glauben und Spiritualität, das oft in Widerspruch zu traditionellen kirchlichen Lehren steht.
Die Herausforderung für die Evangelische Kirche liegt besonders darin, diese dynamischen Veränderungen zu erkennen und alternative, liberale Kämpfer im Bereich der sozialen Medien zu fördern. Ansonsten könnte die Polarisation weiter zunehmen und die Stimmen der Christfluencer noch lauter werden.