Tusk kämpft um Vertrauen: Ist seine Koalition am Ende?
Am 11.06.2025 stellt Donald Tusk im polnischen Parlament die Vertrauensfrage nach Niederlage bei der Präsidentenwahl.

Tusk kämpft um Vertrauen: Ist seine Koalition am Ende?
Was sich derzeit in Polen abspielt, hat großen Einfluss auf die politische Landschaft des Landes. Nach der Niederlage von Rafal Trzaskowski, einem engen Vertrauten des Ministerpräsidenten Donald Tusk, bei der Präsidentenwahl am 1. Juni sieht sich Tusk gezwungen, eine Vertrauensfrage im Parlament zu stellen. Der rechtskonservative Karol Nawrocki hat die Wahl mit knapp 51 Prozent der Stimmen gewonnen und ist damit eine ernsthafte Bedrohung für Tusks Regierung, die die Legislative instabil machen könnte. Laut verlagshaus-jaumann.de plant Tusk eine Kabinettsumbildung im Juli und sieht die kommenden zweieinhalb Jahre als Herausforderung mit „schwerer, ernster Arbeit“.
Tusk betont in seiner Regierungserklärung die Notwendigkeit von Einigkeit innerhalb seines proeuropäischen Mitte-Links-Bündnisses, um die versprochenen Reformen voranzutreiben. Er sieht sich jedoch auch dem starken Widerstand von Nawrocki gegenüber, der angekündigt hat, dass Tusk mit „starkem Widerstand aus dem Präsidentenpalast“ rechnen müsse, sobald er am 6. August sein Amt antreten wird. Nawrocki, der die rechtspopulistische PiS unterstützt, könnte zentrale Vorhaben der Regierung blockieren und wird als ernsthafter Opponent wahrgenommen. Dies zeigt sich auch in den Statements des neuen Präsidenten, der Tusk als „den schlechtesten Regierungschef, den Polen seit 1989 hatte“ bezeichnet und einen Wechsel des Regierungschefs fordert, wenn die Koalition bestehen bleiben wolle.
Die Vertrauensfrage und ihre Bedeutung
Am Mittwoch wird entschieden, ob Tusk das Vertrauen des Parlaments erneut erlangen kann. Für die Vertrauensabstimmung benötigt er 231 Stimmen von den 460 Mitgliedern im Sejm. Seine Koalition verfügt über 242 Sitze und ist daher formal in der Lage, die Abstimmung zu gewinnen. Dennoch gibt es Wackelkandidaten in der konservativen PSL, die eine Zusammenarbeit mit der PiS in Betracht ziehen könnten, wie tagesschau.de berichtet. Der Vorsitzende der Linken, Włodziemierz Czarzasty, hat jedoch bereits Unterstützung signalisiert und die erfolgreiche Annahme der 138 Gesetze hervorgehoben, auch wenn die Kommunikationsfehler nach außen kritisiert wurden.
Ein Richtungsstreit zwischen der Regierung und dem neuen Präsidenten wird bereits jetzt prognostiziert. Die letzten Wochen haben gezeigt, wie schwierig es für Tusk werden könnte, die Koalition zusammenzuhalten. Eine klare Ausrichtung wird entscheidend sein, um den Wandel, der versprochen wurde, tatsächlich umzusetzen. Anders wird es Tusk schwerfallen, mit der PiS umzugehen, die die Möglichkeit hat, seiner Regierung auf unterschiedlichen Ebenen Steine in den Weg zu legen.
Ausblick auf die nächsten Schritte
Die politischen Entwicklungen in Polen sind spannend zu beobachten. Tusk hat angekündigt, strukturelle Umänderungen in seinem Kabinett vorzunehmen und einen Regierungssprecher einzuführen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit wird die Rückgängigmachung der Rechtsstaatsbeschädigungen sein, die während der Jahre 2015 bis 2023 durch die Justizreform der PiS entstanden sind. Ob die Koalition den nötigen Zusammenhalt erzielt, um diese ambitionierten Vorhaben umzusetzen, bleibt abzuwarten. Tusk hat große Pläne, doch wird es eine Herausforderung sein, die Mehrheiten im Parlament auch in der neuen politischen Konstellation zu sichern.
Die Entwicklungen der nächsten Tage und Wochen werden wegweisend dafür sein, wie sich die politische Lage in Polen weiter entfaltet. Die kommenden Abstimmungen werden zeigen, ob Tusk das Vertrauen der Abgeordneten behält und ob sein reformerischer Kurs sich fortsetzen kann.