Fachkräfte dringend gesucht: 600 Ausbildungsplätze warten in Tuttlingen!

Kammerpräsident Rottler und Ina von Cube diskutieren am 11.06.2025 in Konstanz den Fachkräftemangel und Innovationsprojekte im Handwerk.
Kammerpräsident Rottler und Ina von Cube diskutieren am 11.06.2025 in Konstanz den Fachkräftemangel und Innovationsprojekte im Handwerk. (Symbolbild/MBW)

Fachkräfte dringend gesucht: 600 Ausbildungsplätze warten in Tuttlingen!

Konstanz, Deutschland - Die Situation im Handwerk in Baden-Württemberg bleibt angespannt. Während der Kammerpräsident Werner Rottler und Ina von Cube, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, die Schlüsselrolle des Handwerks für zukünftiges Wachstum hervorheben, müssen sie sich auch mit den Herausforderungen auseinandersetzen, die die aktuellen Fachkräfteengpässe mit sich bringen. Rottler äußerte sich bei einer Veranstaltung und berichtete, dass es im Kammerbezirk über 600 unbesetzte Ausbildungsplätze in den Bereichen Sanitär, Heizung, Klima (SHK) und Elektrotechnik gibt. Diese Zahlen verdeutlichen den großen Bedarf an Fachkräften, der trotz konjunktureller Abkühlung anhält, da viele Betriebe ihre Mitarbeiter halten und nicht abbauen möchten. Bei dieser Gelegenheit kommentierte Rottler auch die Pläne der neuen Bundesregierung, die sowohl Licht als auch Schatten bergen: Positive Aspekte sind der geplante Wohnungsbau-Turbo und die Förderung der beruflichen Bildung, während es negative Punkte gibt, wie das Fehlen von Änderungen bei Steuern und Sozialabgaben. So berichtet die Schwäbische.

Zweite Chance für berufliche Qualifizierung

Ein Lichtblick in dieser angespannten Lage könnte das neu verabschiedete Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BvADiG) sein, welches vom Bundestag beschlossen wurde. Dieses Gesetz ermöglicht es Menschen ohne formalen Berufsabschluss, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen anerkennen zu lassen. Damit wird eine wesentliche Voraussetzung geschaffen, um die Fachkräftesicherung im Handwerk zu fördern. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, sieht hierin eine wichtige Maßnahme für alle Erwachsenen, die berufliche Kompetenzen ohne formale Ausbildung erworben haben. Allerdings wurde eine Altersgrenze von 25 Jahren eingeführt, was bedeutet, dass alle Teilnehmer am Validierungsverfahren jünger sein müssen, um nicht den betrieblichen Ausbildungsweg zu gefährden. Der Passus wurde von Koalitionsfraktionen gefordert und sorgt für gemischte Reaktionen. Jessica Rosenthal, Abgeordnete der SPD, nennt das Gesetz einen bedeutenden Erfolg für die berufliche Bildung, während andere Stimmen vor einem möglichen Qualitätsverlust warnen. Mit dieser Initiative hoffen die Verantwortlichen, die Fachkräfteengpässe zu bekämpfen und die Branche langfristig zu stärken, berichtet das Handwerksblatt.

Fachkräftemonitoring und Zukunftsausblicke

Inmitten dieser Herausforderungen kommt das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ins Spiel. Dieses untersucht die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt und prognostiziert die Fachkräftebedarfe bis 2028. Ein besonders besorgniserregender Punkt ist, dass in den kommenden Jahren voraussichtlich 618.000 Personen ohne Abschluss auf den Arbeitsmarkt drängen, während lediglich 396.000 Helferstellen frei werden. Angesichts der demografischen Trends, wie der abnehmenden Zahl an Erwerbspersonen, wird deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Regionale Unterschiede im demografischen Wandel könnten zu einer Verschärfung der Fachkräfteengpässe führen, besonders in strukturschwachen Gebieten. Die Website des BMAS gibt einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Prognosen.

Mit Investitionen in Höhe von 60 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2025/26 soll zudem der Mittelstand gezielt unterstützt werden. Koventive Maßnahmen werden zur Digitalisierung, Fachkräftesicherung und Nachhaltigkeit erfolgen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks zu stärken. Ina von Cube informierte über die neue Mittelstandskampagne „Megastand“, die frischen Wind in diesen Bereich bringen soll. Auch innovative Projekte wie Imagekampagnen in der Gaming-Welt oder der Innovationspreis „Junges Handwerk“ für nachhaltige Ideen zur Energiewende schaffen Perspektiven für junge Talente.

Wohin führt die Reise?

Trotz der Herausforderungen bleibt das Handwerk ein verlässlicher Arbeitgeber. Die kommende Zeit wird zeigen, ob die Maßnahmen greifen und die dringend benötigten Fachkräfte rekrutiert werden können. Eine stärkere berufliche Orientierung und mehr Flexibilität im Arbeitszeitgesetz wurden von Rottler ebenfalls angeregt. Das Handwerk ist gefordert, jetzt die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen – das nächste Handwerkerjahr könnte hier eine entscheidende Rolle spielen. Das Handwerk in Baden-Württemberg steht also vor großen Möglichkeiten und Herausforderungen, da es in der Bau- und Fertigungswirtschaft eine unverzichtbare Säule darstellt.

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OrtKonstanz, Deutschland
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