Seenotrettung in Gefahr: Deutsches Schiff Nadir von Italien festgesetzt!

Italien hat das Seenotrettungsschiff Nadir festgesetzt, während es 112 Migranten gerettet hat. Kapitän verurteilt Vorwürfe.
Italien hat das Seenotrettungsschiff Nadir festgesetzt, während es 112 Migranten gerettet hat. Kapitän verurteilt Vorwürfe. (Symbolbild/MBW)

Seenotrettung in Gefahr: Deutsches Schiff Nadir von Italien festgesetzt!

Lampedusa, Italien - Die Situation um das deutsche Seenotrettungsschiff Nadir der NGO RESQSHIP sorgt für Aufregung. Seit mehreren Tagen sind die italienischen Behörden dabei, das Schiff festzuhalten, nachdem es am Sonntag 112 Menschen aus einem überfüllten Holzboot im Mittelmeer gerettet hat. Die Nadir hatte ursprünglich einen sicheren Hafen in Lampedusa ansteuern sollen, wurde jedoch dort festgesetzt, während die geretteten Personen sowie Teile der Crew das Schiff verlassen durften. Kapitän Friedhold Ulonska kritisiert die italienischen Vorschriften und die damit verbundenen Maßnahmen gegen seine Besatzung, die seiner Meinung nach ungerechtfertigt sind. Die Nadir wird beschuldigt, nicht den Vorgaben der italienischen Behörden gefolgt zu sein, die durch das Piantedosi-Dekret geregelt werden (tagesschau.de).

Wie RESQSHIP berichtet, erging die Anweisung zur Festsetzung der Nadir am 8. Juni 2025 nach einer Rettungsaktion in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni. Die Crew stellte den Gesundheitszustand der Personen an Bord des Holzbootes in Frage und handelte in Übereinstimmung mit internationalem Recht. Nach der Rettung hätten sie laut italienischen Vorschriften umgehend Kontakt zur Leitstelle aufnehmen müssen und einen zugeordneten Hafen ansteuern sollen. Dies führt wirtschaftlich zu einem hohen Druck auf die NGO, die durch die Wartezeit und die bevorstehenden Geldstrafen zwischen 2.000 und 10.000 Euro zusätzlich belastet wird. Diese Festsetzung ist die erste der Nadir seit ihrem ersten Einsatz im Jahr 2021, in dem bereits über 12.000 Menschen gerettet wurden (resqship.org).

Widersprüche und Forderungen

Die Vorwürfe der italienischen Behörden beruhen auf nationalem Recht, das jedoch international umstritten ist. Kritiker, darunter auch die Bundestagsabgeordnete Anne Zerr von der Linken, fordern die sofortige Freilassung der Nadir sowie eine Überprüfung der Arbeit der zuständigen Behörden. Italien betont hingegen die Notwendigkeit des Piantedosi-Dekrets, um eine geordnete Verteilung der Migranten zu gewährleisten und den Menschenhandel einzudämmen. Doch dies wird von vielen als ein Hindernis für die Seenotrettung angesehen, was zu einer kritischen Lage im Mittelmeer führt (zdf.de).

Ulonska findet die Maßnahmen unverhältnismäßig und weist darauf hin, dass die Nadir mit Genehmigung der Küstenwache in den Hafen eingesteuert ist. Obwohl man die geretteten Menschen nicht trennen wollte, führte die Verzögerung zu weiteren Komplikationen. Die Besatzung blieb trotz der Herausforderungen in Lampedusa, um klärende Gespräche mit den Behörden zu führen, während sie ebenfalls in Richtung Sizilien weiterreisen sollten, um die restlichen 20 Tage der Festsetzung abzuwarten.

Die kritische Lage der Seenotrettung im Mittelmeer wird zusätzlich durch die Tatsache verschärft, dass Italien anderen Rettungsschiffen wie der „Humanity 1“ und „Sea-Eye 4“ ähnliche Maßnahmen auferlegt hat. Dies führt dazu, dass immer weniger Schiffe im Einsatz sind, während die Notwendigkeit zur Rettung von Menschen in Seenot weiterhin besteht. Die erhöhte Kontrolle der italienischen Behörden zeigt klar, dass der Druck auf zivilgesellschaftliche Organisationen wächst, während gleichzeitig immer mehr Menschen durch die Abweisung sicherer Hafenmöglichkeiten gefährdet sind.

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OrtLampedusa, Italien
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