Alarmstufe Rot: Beleghebammen kündigen in Scharen – Was nun?

Alarmstufe Rot: Beleghebammen kündigen in Scharen – Was nun?
Biberach an der Riß, Deutschland - In den letzten Wochen brachten die Nachrichten über eine drohende Kündigungswelle bei Beleghebammen in Deutschland für einiges an Aufregung. Laut einem Bericht von Ärzteblatt planen in etwa der Hälfte aller bundesweit tätigen Beleghebammenteams, innerhalb der nächsten sechs Monate zu kündigen. Die Gründe dafür sind vielfältig und hängen maßgeblich mit dem neuen Hebammenhilfevertrag und den damit verbundenen drohenden Umsatzeinbußen zusammen.
Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, wie ernst die Lage ist: Der Deutsche Hebammenverband (DHV) warnt, dass die geburtshilfliche Versorgung in vielen Regionen Deutschlands akut gefährdet ist. Die Präsidentin des DHV, Ulrike Geppert-Orthofer, spricht von möglichen Verdiensteinbußen von bis zu 30 Prozent. Besonders alarmierend ist, dass 99 Prozent der befragten Teams bestätigen, dass ihre Tätigkeit wirtschaftlich nicht mehr tragbar sei. 100 Prozent rechnen mit Einkommenseinbußen, und 71 Prozent erwarten Einbußen von mehr als 20 Prozent.
Die Auswirkungen des neuen Hebammenhilfevertrages
Ab dem 1. Mai 2025 treten neue Vergütungsregeln in Kraft, die die Vergütung von rund 19.000 freiberuflichen Hebammen in Deutschland beeinflussen werden. Diese Regelungen wurden im Konsens zwischen dem GKV-Spitzenverband und anderen Verbänden entwickelt, so Staudeverlag. Die neue Regelung soll zunächst eine Erhöhung der Vergütung um 10 Prozent zur Folge haben, was freiberufliche Hebammen prinzipiell zuversichtlich stimmen dürfte; die Realität sieht jedoch anders aus.
Die Kritik am neuen Vertrag ist nicht von der Hand zu weisen. Während die Krankenkassen eine finanzielle Aufwertung der Hebammenarbeit betonen, bemängelt der DHV die Vergütungshöhe und die Bewertung einzelner Tätigkeitsbereiche. Vor allem die Eins-zu-eins-Betreuung, die für viele Hebammen in Kliniken essenziell ist, wird als nicht ausreichend strukturiert erachtet. Künftig erfolgt die Abrechnung in Einheiten von fünf Minuten, was eine deutliche Umstellung im Vergleich zu den bisherigen Pauschalen darstellt.
Gefährdete Stationsversorgung in strukturschwachen Regionen
Rund 20 Prozent aller Geburten in Deutschland werden von Beleghebammen begleitet, in Bayern sind es sogar bis zu 80 Prozent. Diese Betreuung findet häufig in strukturschwachen Regionen statt, wo Kliniken im Belegsystem organisiert sind. Mit der steigenden Unsicherheit unter den Beleghebammen ist die geburtshilfliche Versorgung nicht nur in städtischen Gebieten, sondern auch in ländlichen Regionen in Gefahr.
Von den 107 befragten Beleghebammen-Teams in Baden-Württemberg planen 50 Prozent, in naher Zukunft Kolleginnen zu verlieren. Weitere 10 Prozent denken darüber nach, in den kommenden Jahren aus der Geburtshilfe auszusteigen. Ein besorgniserregender Rückgang, der nicht nur den Hebammen selbst, sondern auch schwangeren Frauen und ihren Familien große Sorgen bereitet.
Der GKV-Spitzenverband erwartet zwar steigende Ausgaben für die Hebammenhilfe und damit höhere Einnahmen für die freiberuflichen Hebammen, doch die Unsicherheit bleibt. Eine paritätisch besetzte Arbeitsgruppe soll dazu dienen, die Auswirkungen des neuen Vertrages zu evaluieren und Empfehlungen zur Umsetzung zu geben. Bis zu einem positiven Ergebnis sind jedoch noch viele Fragen offen, und währenddessen bleibt die geburtshilfliche Versorgung vielerorts auf der Kippe.
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Ort | Biberach an der Riß, Deutschland |
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