
Gerhart Baum, ein ehemaliger Bundesinnenminister und prominenter FDP-Politiker, ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Der Tod des engagierten Politikers wurde offiziell von der FDP und seiner Anwaltskanzlei bekanntgegeben. Baum, der in der Universitätsklinik Köln starb, hinterlässt ein bedeutendes Erbe als Mahner für Freiheit und Bürgerrechte.
Als Vertreter des linksliberalen Flügels der FDP äußerte sich Baum oft kritisch gegenüber neoliberalen Tendenzen in seiner Partei. FDP-Chef Christian Lindner würdigte Baum als unverzichtbaren Verfechter von Freiheit und Bürgerrechten, während FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ihn als einen unbequemen Impulsgeber bezeichnete, der stets für die Bürgerrechte kämpfte. Christian Dürr, der FDP-Fraktionschef, nannte Baum einen unbeugsamen Streiter für die liberale Demokratie.
Ein Leben für die Demokratie
Gerhart Baum wurde am 28. Oktober 1932 geboren und stammte aus dem Dresdner Bildungsbürgertum. Sein Leben war geprägt von den traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit, als er die Bombardierung Dresdens 1945 überlebte. Nach der Flucht nach Bayern studierte er Jura und trat 1954 in die FDP ein. Bereits früh engagierte er sich in der Jugendorganisation der FDP, den Jungdemokraten.
Baum, der von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister unter SPD-Kanzler Helmut Schmidt war, setzte sich in seiner Amtszeit besonders für Bürgerrechte und Datenschutz ein. Er klagte erfolgreich gegen Überwachungsmethoden wie den „Großen Lauschangriff“ und die Vorratsdatenspeicherung. Darüber hinaus warnte er oft vor einer Abkehr der FDP von ihrem Bürgerrechtsprofil und sprach sich gegen ein Verlassen der Ampelkoalition aus.
Nach seiner Zeit im Bundestag arbeitete Baum als Rechtsanwalt und vertrat Opfer von Massenpaniken und Flugzeugunglücken. Im Jahr 2022 übernahm er die Vertretung der Opferfamilien des Münchner Olympiaattentats von 1972. Für seine Verdienste wurde ihm 2023 das Große Verdienstkreuz am Bande von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehen.
Einfluss auf die FDP und darüber hinaus
Baum hatte von den 1960er Jahren bis 1998 eine bedeutende Rolle in den Führungsgremien der FDP inne und war von 1982 bis 1991 Vize-Parteichef. In dieser Funktion beeinflusste er entscheidend die Entwicklung der Partei, die anfänglich schwierig war, da linksliberale und nationalliberale Kräfte oft unterschiedliche Ansätze vertraten.
Die FDP, gegründet im Dezember 1948, war stets bestrebt, ihre antisozialistische Haltung zu bewahren und sich nicht von den größeren Parteien absorbieren zu lassen. Diese Dynamik sowie Baums Engagement für ein soziales und demokratisches Gesicht der Partei zeigen, wie bedeutend sein Wirken war, besonders in turbulenten Zeiten. Die FDP, die in den 1980er Jahren ihre Rolle als Königsmacher verlor, hat durch Männer wie Baum stets eine Stimme der Vernunft repräsentiert.
Sein Engagement für die Demokratie und sein unermüdlicher Einsatz für Bürgerrechte werden in Erinnerung bleiben. Der Verlust von Gerhart Baum ist ein schwerer Schlag für die FDP und die politischen Werte, für die er einstand. Bundeskanzler Olaf Scholz und viele andere Politiker würdigten sein Vermächtnis nach seinem Tod.