
Am 23. Februar 2025 wird die AfD versuchen, das Direktmandat in Pforzheim bei der Bundestagswahl zu erobern. Die Stadt hat sich zu einer Hochburg der Partei entwickelt, die bereits die größte Fraktion im Gemeinderat stellt. In den vergangenen Kommunalwahlen im Juni 2023 erzielte die AfD in Pforzheim beeindruckende 22 Prozent der Stimmen. Historisch gesehen hat Pforzheim eine Tradition, in der rechte Parteien überdurchschnittlich gut abschneiden. Dies lässt sich bis in die Zeit der NSDAP zurückverfolgen, als 1933 57,5 Prozent der Wähler für die Nationalsozialisten stimmten, während der Landesdurchschnitt nur bei 43,9 Prozent lag. Auch in den 1960er- und 1970er-Jahren schnitt die NPD in der Stadt stark ab, und 1992 gelang den Republikanern ein Ergebnis von 18,5 Prozent.
In diesem Kontext finden vor der Kulturhalle in Remchingen, nahe Pforzheim, Demonstrationen statt, die sich gegen den Aufstieg der AfD richten. Die Protestierenden, darunter Rentner und Familien mit Kindern, zeigen sich friedlich. Die erste Rednerin von „Omas gegen Rechts“ hebt hervor, dass sie keine linken Chaoten sind, sondern Bürgerinnen und Bürger des Enzkreises und Pforzheims. Dies steht in starkem Kontrast zu der politischen Situation in der Stadt, in der viele Bürger trotz der niedrigsten Kriminalitätsrate in Baden-Württemberg ein Gefühl der Unsicherheit empfinden.
Soziale Brennpunkte und Wahlergebnisse
Die AfD hat insbesondere im Stadtteil Haidach, wo eine hohe Anzahl von Russlanddeutschen lebt, großen Rückhalt gefunden. Hier erreichte die Partei bei den Kommunalwahlen im Juni 2023 sogar knapp 41 Prozent der Stimmen. Die Stadt ist zudem mit der höchsten Zuweisungsrate von Geflüchteten im Bundesland konfrontiert, was zu erheblichen Konflikten innerhalb der Bevölkerung führt. Diese Integrationsprobleme sind besonders während der Flüchtlingskrise der 2010er-Jahre sichtbar geworden.
Obwohl Baden-Württemberg insgesamt einen Anteil der AfD von knapp unter 10 Prozent im Landtag aufweist, ist Pforzheim als AfD-Hochburg bekannt. Auch wenn Pforzheim die niedrigste Kriminalitätsrate im Land hat, kämpfen die Bürger mit einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit und einem niedrigen Durchschnittseinkommen, was zusätzlich zur Unsicherheit beiträgt. Vor diesem Hintergrund organisieren Bürgergruppen wie „Zusammenhalten Pforzheim“ regelmäßige „Denkräume“, um Gespräche und den Austausch innerhalb der Gemeinschaft zu fördern.
Die letzte Anhörung vor der Wahl findet in einem angespannten politischen Klima statt. So hat die AfD im Gemeinderat bisher eher wenige eigene Anträge eingebracht, was von wachsenden Sorgen über ihre tatsächliche politische Arbeit begleitet wird. SPD-Gemeinderätin Annkathrin Wulff betont die Notwendigkeit, Präsenz zu zeigen und aktiv auf die Menschen zuzugehen. Angesichts der heraufziehenden Wahl wird sich zeigen, ob diese Bemühungen fruchten und die Bürger von einer konstruktiven politischen Alternative überzeugt werden können.