Armut bei Kindern: Solidarität gefragt – Projekt zur Prävention startet!

Der Artikel beleuchtet das Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut in Biberach, das am 25. Juni 2025 gestartet ist. Erfahren Sie mehr über die ersten Schritte, Interviews mit Betroffenen und die Notwendigkeit von Armuts- und Teilhabesensibilität.
Der Artikel beleuchtet das Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut in Biberach, das am 25. Juni 2025 gestartet ist. Erfahren Sie mehr über die ersten Schritte, Interviews mit Betroffenen und die Notwendigkeit von Armuts- und Teilhabesensibilität. (Symbolbild/MBW)

Armut bei Kindern: Solidarität gefragt – Projekt zur Prävention startet!

Biberach, Deutschland - In Biberach dreht sich in den letzten Monaten alles um die Herausforderungen der Kinderarmut. Im September 2025 hat das Projekt „Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut“ gestartet, das auf qualitativ hochwertige Bedarfserhebungen setzt. Die ersten Ergebnisse wurden jetzt von den Professorinnen Annette Plankensteiner und Ursula Weber im Jugendhilfeausschuss präsentiert. Diese Ergebnisse basieren auf 19 Interviews mit Armutsbetroffenen und Fachkräften, die eindrucksvoll die Geschichten hinter den Zahlen zum Vorschein bringen. Plankensteiner hebt hervor, wie wichtig es ist, diese individuellen Schicksale zu verstehen und nicht nur die harten Fakten zu betrachten. Ihre Kollegin Weber merkt an, dass Kinderarmut nicht nur materielle Entbehrungen in Bereichen wie Kleidung, Wohnen, Essen und Partizipation zur Folge hat, sondern auch Isolation und Ausgrenzung fördert.

Was sind die konkreten Folgen? Viele Kinder empfinden ein tiefes Gefühl der Nichtzugehörigkeit und Selbstisolation. Besonders erschreckend ist die Schilderung eines betroffenen Mädchens, das vier Monate auf einen Unterhaltsvorschuss warten musste und sich von Babybrei ernährte. Weber betont, dass handlungsfähige Eltern entscheidend für die Entwicklung der Kinder sind. Trotz eines Dachs über dem Kopf und genug zu essen verzichten viele Kinder auf grundlegende alltägliche Dinge, einfach weil die finanziellen Mittel nicht ausreichen. Das Konzept des „Aufwachsens in Wohlergehen“ fasst die erforderlichen Dimensionen zusammen: materielle, soziale, kulturelle und gesundheitliche Aspekte sind entscheidend für das Wohl der Kinder.

Bedarf an Unterstützung und Aufklärung

Plankensteiner und Weber haben in ihren Analysen einen klaren Informationsmangel über bestehende Unterstützungsangebote in den betroffenen Familien festgestellt. Es besteht eine dringende Notwendigkeit für niedrigschwellige Hilfen sowie eine bessere Vernetzung von Hilfestellen. Plankensteiner fordert, dass die Angebote die Menschen finden müssen und nicht umgekehrt. Um tatsächlich etwas zu verändern, muss auch die Armutssensibilität bei Fachkräften gefördert werden. Die Prävention von Armut muss ein frühzeitig angegangenes Thema sein.

Die Koordination des Präventionsnetzwerks im Landkreis Biberach übernimmt Elisabeth Ott. Zu den ersten Projektschwerpunkten gehört die Durchführung von Schulungen zur Armutssensibilität für Mitarbeiter von Behörden, Kitas und Schulen. Diese Schulungen sind von zentraler Bedeutung, um ein besseres Verständnis für die Herausforderungen der von Armut betroffenen Kinder und deren Familien zu schaffen. Zudem ist auch Lobbyarbeit wichtig, um das öffentliche Bewusstsein für Armut zu schärfen.

Gemeinsam für die Zukunft

Diese Herausforderung ist jedoch nicht nur lokal zu bewältigen. Die Armutsprävention ist eine nationale Aufgabe, die in gemeinsamer Verantwortung von Kommunen, Ländern und dem Bund liegt. Kommunen bieten soziale Daseinsfürsorge und tragen zur Chancengleichheit und Teilhabe ihrer Bürger bei. Der Nationale Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ hat klare Ziele: Ursachen von Armut bekämpfen, neue Armut verhindern, die Folgen mindern und Unterstützung für Betroffene bieten. Zudem findet im Dezember eine Fachkonferenz statt, bei der verschiedene Akteure aus Kommunen, Ländern und dem zivilgesellschaftlichen Sektor zusammenkommen, um Strategien zur Bekämpfung der Kinderarmut zu entwickeln.

Was jeder Einzelne dazu beitragen kann? Indem er sich für Kinder und Familien in schwierigen Situationen interessiert und die Bereitschaft zeigt, Unterstützung zu leisten. Schließlich braucht es eine starke Gemeinschaft, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Der Projektstart in Biberach liefert hier ersten Aufschluss, aber auch das Engagement von allen Seiten ist gefragt. Denn auch die Stimmen der Betroffenen sind wichtig – trotz der hohen Hemmschwelle, sich zu öffnen, können sie wertvolle Impulse geben.

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OrtBiberach, Deutschland
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