Finanzielle Turbulenzen: Lohengrin am Nationaltheater Mannheim entzaubert!
Am 26.10.2025 feiert das Nationaltheater Mannheim die Premiere von Wagners „Lohengrin“ trotz finanzieller Engpässe.

Finanzielle Turbulenzen: Lohengrin am Nationaltheater Mannheim entzaubert!
Am 26. Oktober 2025 feierte das Nationaltheater Mannheim die Premiere von Richard Wagners Oper „Lohengrin“. Diese Inszenierung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn das Theater steht aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und einer kostspieligen Sanierung des Haupthauses vor großen Herausforderungen. Bereits eine Opernproduktion musste gestrichen werden, was die Situation weiter erschwert. Doch mit „Lohengrin“ setzt das Haus ein Zeichen und wagt den Schritt in eine neue Interpretationsrichtung.
Regisseur Roger Vontobel hat sich entschieden, die romantische Erlösungsfabel des Werkes radikal zu hinterfragen. In seiner Interpretation wird Lohengrin als beängstigender Homunkulus dargestellt, und die Musik des Orchesters unter Roberto Rizzi Brignoli entfernt den Zauber von Wagners bekanntem Vorspiel. Die Inszenierung konzentriert sich auf einen Gerichtstag, der mit dem Hexenprozess verknüpft ist, und zeigt Elsa als ein Bauernopfer. Hierbei steht Ortrud als Vertreterin der alten Ordnung im Kontrast zu Lohengrin, der nicht nur als Held, sondern auch als gewalttätiger Wohltäter agiert, der gegen ungarische Horden in den Kampf zieht.
Ein Spiel mit düsteren Bildern
Das Bühnenbild, gestaltet von Fabian Wendling, präsentiert einen verwüsteten Wald aus verkohlten Baumskeletten, was die düstere Atmosphäre der Inszenierung unterstreicht. Dramaturgisch liegt der Fokus auf der Figur der Ortrud, während die kritische politische Rahmenhandlung eine zentrale Rolle spielt. Diese Interpretation weicht von dem nach klassischen Standards geprägten Verstehen von Wagners Werk ab und stellt die musikalischen Elemente in den Vordergrund, die von vielen als laut und weniger klangschön beschrieben werden, mit einer dominierenden Präsenz von Holz- und Blechbläsern.
„Lohengrin“, geschaffen zwischen 1845 und 1848, ist für Wagner mehr als nur eine romantische Oper. In Anlehnung an mittelalterliche deutsche Romantik inspiriert, erzählt die Oper die Geschichte des Schwanenritters, der die Herzogin Elsa von Brabant unter dem Vorbehalt verteidigt, dass sie seinen Namen niemals fragt. Diese Thematik regte nicht nur Wagners eigene Schaffensprozesse an, sondern beeinflusste auch zahlreiche Kunstwerke, darunter das berühmte Schloss Neuschwanstein von König Ludwig II. von Bayern. Hansel und Gretel – ein Titel, der oft mit Hochzeiten verbunden wird, da der „Bridal Chorus“ häufig gespielt wird – gehört ebenfalls zu den bekanntesten Melodien der Oper.
Die Hauptrollen und weitere Aufführungen
In der Premiere standen großartige Stimmen auf der Bühne: Jonathan Stoughton als Lohengrin, Astrid Kessler als Elsa, Joachim Goltz als Telramund, Julia Faylenbogen als Ortrud, Joachim Zielke als Heinrich und Nikola Diskić als Heerführer. Die Vorstellungen werden bis Januar 2026 fortgesetzt, und das OPAL – Oper am Luisenpark in Mannheim wird zu einem wichtigen Ort für Liebhaber von Wagners Werk.
„Lohengrin“ ist nicht nur ein bedeutendes Werk der Operngeschichte, sondern bleibt auch heute relevant, indem es Fragen zu Autorität, Identität und dem ständigen Kampf zwischen verschiedenen Traditionen aufwirft. Diese neue Inszenierung im Nationaltheater Mannheim sorgt dafür, dass das Publikum nicht einfach nur passiv konsumiert, sondern aktiv über die gezeigten Themen nachdenkt und reflektiert wird. Diese Herausforderung ist besonders spannend, besonders in Anbetracht der schwierigen Umstände, unter denen das Theater agiert. Tatsächlich könnte man sagen: Da liegt was an!