
Am 14. Februar 2025 wurde ein 49-Jähriger aus Kleve zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil er 2019 im Landkreis Konstanz einen Mann aus Hemmenhofen tödlich verletzt hat. Das Urteil erging im sogenannten Höri-Prozess, in dem der Angeklagte wegen Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gesprochen wurde. Der Fall, der mehrere Jahre als „Höri-Mord“ bekannt war, konnte jedoch nicht als Mord eingestuft werden, da die Beweise nicht ausreichten, um einen Tötungsvorsatz nachzuweisen.
Die genaue Motivation hinter der Tat blieb unklar. Der Angeklagte, der in Nordrhein-Westfalen lebte, hatte in den Jahren vor der Tat ein langes Vorstrafenregister und war drogenabhängig. Ihm wurde vorgeworfen, das Opfer, den Halbbruder seiner damaligen Partnerin, während eines Streitgesprächs in dessen Haus im Frühsommer 2019 angegriffen und geschlagen zu haben. Das Gericht stellte fest, dass es zu einem Wortgefecht zwischen den Beteiligten kam, als das Paar an die Tür des Opfers klopfte, um Geld zu verlangen. Nach dem Angriff, bei dem das Opfer mehrere Schläge ins Gesicht und den Oberkörper erhielt, kam der Angeklagte „entspannt“ die Treppe herunter.
Der Prozess und die Beweislage
Im Prozess wurde offensichtlich, dass die Angeklagten – der 49-Jährige und die Halbschwester des Opfers, die als Drahtzieherin der Tat galt – vor der Tat Drogen konsumiert hatten. Die Halbschwester war darauf aus, an das Vermögen der betagten Mutter zu gelangen, für deren Konten der Halbbruder Vollmachten besaß. Der Angeklagte gab später an, die Leiche des Opfers in dessen Garten vergraben zu haben, sorgfältig verpackt, und tief genug, dass die Spürhunde sie nicht finden konnten.
Ursprünglich hielt das Gericht den Prozess für herausfordernd, da die Leiche erst mehr als fünf Jahre nach der Tat aufgefunden wurde. Trotz des Fundes konnten viele Fragen zu den genauen Umständen des Tatabends offen bleiben. Der Richter bezeichnete den Fall als einzigartig und bemerkte die Schwierigkeiten, die mit der Urteilsfindung verbunden waren. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung Revision eingelegt haben.
Zunehmende Gewaltkriminalität in Deutschland
Die brutalen Umstände des Falles werfen auch einen Blick auf die steigende Gewaltkriminalität in Deutschland, die in der 2023 erstellten Polizeilichen Kriminalstatistik dokumentiert ist. Die Gewaltkriminalität erreichte 2023 mit 214.099 Fällen den höchsten Stand seit 2007, was einen Anstieg von 8,6 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Kriminalitätsforscher führen diesen Anstieg unter anderem auf zunehmende soziale und wirtschaftliche Belastungen, sowie eine hohe Zuwanderungsrate zurück.
Der Höri-Prozess legt offen, wie persönliche und finanzielle Nöte zu schwerwiegenden Straftaten führen können. Laut der Polizei waren 34,4 % der Tatverdächtigen im Berichtsjahr nichtdeutsche Staatsbürger. Solche Statistiken veranschaulichen die Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft steht, und können in die öffentlichen Debatten über Kriminalitätsursachen und präventive Maßnahmen einfließen.
Zusammenfassend zeigt der Fall, wie komplexe menschliche Beziehungen, insbesondere im Kontext von Sucht und finanziellen Nöten, in tragischen Verbrechen enden können. Das Urteil ist nur ein Puzzlestück in einem vielschichtigen Bild von Kriminalität in Deutschland, das die Gesellschaft zum Nachdenken anregen sollte.
SWR berichtet über das Urteil, während BNN weitere Details zur Tat und ihrer Vorgeschichte liefert. Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 informiert über den allgemeinen Anstieg der Gewaltkriminalität in Deutschland und dessen Hintergründe.