
Am Montagnachmittag wird die „Agentur für Erneuerbare Energien“ die Energie-Kommune des Jahres 2024 küren. Tübingen gehört zu den drei Finalisten, die sich für diese besondere Auszeichnung qualifiziert haben. Neben Tübingen nehmen auch Chemnitz in Sachsen und Bundorf in Bayern an der Abstimmung teil, die bis 15 Uhr möglich ist. Bürger und Bürgerinnen sind eingeladen, ihre Stimme abzugeben, wobei das Engagement für den Ausbau erneuerbarer Energien und ein starker Fokus auf Klimaschutz als entscheidende Kriterien für die Wahl gelten. Tübingen, eine Universitätsstadt mit etwa 93.000 Einwohnern, ist als Vorreiter in der Energiepolitik anerkannt und hofft auf den Titel.
Die Stadt hat sich bereits in der ersten Runde des Wettbewerbs gegen elf andere Kommunen durchgesetzt. Dazu zählen unter anderem Heidelberg und Ludwigshafen am Rhein. Bernd Schott, Leiter der Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz, hebt die entscheidende Bedeutung des Klimaschutzes für die Tübinger Bevölkerung hervor. Aktuelle Projekte wie die Solarparks „Traufwiesen“ und „Lustnauer Ohren“ sowie ein innovatives Radwegekonzept mit Radbrücken zeigen das Engagement der Stadt für nachhaltige Lösungen.
Erneuerbare Energien im Fokus
Tübingen erreicht bemerkenswerte 75% seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien. Dies ist Teil eines größeren Ziels, bis 2030 klimaneutral zu werden. Von 2006 bis 2019 konnte der CO2-Ausstoß pro Kopf um beeindruckende 40% gesenkt werden, was fast doppelt so stark ist wie der bundesweite Durchschnitt. Der Energiemix der Stadt umfasst Solar-, Wind-, Wasser- und Bioenergie.
Der Solarpark „Traufwiesen“, die größte Photovoltaikanlage in Tübingen, wurde 2024 in Betrieb genommen und verfügt über mehr als 15.000 Module mit einer Leistung von 8.800 MWh. Ein Agri-Photovoltaik-Konzept, bei dem Pilze unter den Solarmodulen angebaut werden, ergänzt die Nutzung der Fläche nachhaltig. Weitere Anlagen sind der Solarpark „Lustnauer Ohren“ mit einer Leistung von 1.150 MWh pro Jahr und die Anlage „Westspitze Güterbahnhof“ mit 80 MWh jährlich.
Innovative Mobilitätslösungen
Tübingen setzt auch auf eine nachhaltige Mobilität. 75% der Wege im Binnenverkehr werden bereits mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Rad oder zu Fuß zurückgelegt. Besonders hervorzuheben ist ein umfassendes Mobilitätskonzept, das umweltfreundliche Verkehrsmittel fördert. Dazu kommen Investitionen von 80 Euro pro Einwohner in den Radverkehr und die Einführung eines Carsharing-Programms mit mehr als 100 Elektrofahrzeugen.
Zusätzlich wird die Stadt bei der Beleuchtung auf intelligente LED-Lösungen umgestellt, die eine Einsparung von 80% beim Beleuchtungsstrom ermöglichen. Ein kostenloses Busangebot an Samstagen sowie Zuschüsse für das Deutschlandticket unterstreichen die Bemühungen, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel weiter zu fördern.
In der Summe zeigt Tübingen durch diese umfassenden Maßnahmen, wie engagierte Bürgerinitiative und kommunale Politik zusammenwirken können, um den Klimaschutz zu fördern. Die Stadt wird somit nicht nur als Vorbild für andere Kommunen innerhalb Deutschlands wahrgenommen, sondern als Heckenschützer für eine nachhaltige Energiewende in der gesamten Region angesehen. Der Rückhalt der Bevölkerung spiegelt sich in der Unterstützung für die Klimaschutzmaßnahmen wider, was die Stadt auf ihrem Weg zur Energie-Kommune des Jahres weiter bestärkt.