
Neuntklässler der Realschule Zell treten in eine Lehrposition ein, um den Senioren des St. Gallusheims beim Umgang mit Smartphones zu helfen. Neun Seniorinnen und Senioren, im Alter von 70 bis 80 Jahren, nehmen an diesem innovativen Kurs teil, der bereits als Erfolg gewertet werden kann. Die Bewohner des St. Gallusheims leben selbstständig im ambulanten Bereich der Einrichtung, haben jedoch Schwierigkeiten mit der modernen Technik, die sich immer mehr in den Alltag integriert.
Anneliese Schöller, 72 Jahre alt, ist eine der Teilnehmenden. Sie berichtet, dass sie am Kurs teilnimmt, um von ihren Kindern und Enkeln zu lernen. Die Organisation des Projekts obliegt Stefanie Fritsch und Alexandra Wussler vom Sozialdienst des St. Gallusheims. Die Realschule wurde um Unterstützung gebeten, woraufhin Lehrer Christian Schober das Projekt ins Leben rief. Zwölf Schüler meldeten sich freiwillig für diesen sozialen Dienst, der den Austausch zwischen Jung und Alt fördern soll.
Struktur des Kurses
Im November fand eine Vorbesprechung im St. Gallusheim statt, in der vier einstündige Kurse festgelegt wurden. Jeder Kurs behandelt unterschiedliche Schwerpunktthemen, die für die Senioren von Bedeutung sind. Der erste Kurs begann kurz vor Weihnachten und legte den Grundstein für den weiteren Austausch. Der zweite Kurs im Januar fokussierte sich auf die Informationsbeschaffung über das Internet, den dritten Kurs vermittelte den Teilnehmenden die Nutzung von WhatsApp und der vierte Kurs, der am 11. Februar stattfindet, beschäftigt sich mit der Ortenau-Klinikum-App.
Die Schüler berichten, dass ihnen das Unterrichten viel Freude bereitet. Sie lernen Geduld und Konzentration, während sie ihr Wissen weitergeben. Durch solche Initiativen werden wichtige digitale Kompetenzen vermittelt, die für viele ältere Menschen Neuland darstellen, aber erhebliche Vorteile im Alltag bieten. Die digitalen Fähigkeiten, die Senioren erlernen, erleichtern die Kommunikation über WhatsApp, E-Mail und Videotelefonie und ermöglichen den Zugang zu Schnellinformationen wie Nachrichten, Wetter und Gesundheitstipps.
Die Initiative „DigitalPakt Alter“
Diese ehrenamtliche Tätigkeit steht im Kontext einer umfassenderen Initiative, dem „DigitalPakt Alter“, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der BAGSO ins Leben gerufen wurde. Das Hauptziel ist es, älteren Menschen zu helfen, selbstbestimmt zu leben und gesellschaftlich eingebunden zu bleiben, indem ihnen digitale Kompetenzen vermittelt werden. In Deutschland gibt es mittlerweile 200 digitale Erfahrungsorte, die Menschen über 70 Jahren die Teilnahme an Smartphone-Kursen und Online-Banking-Einführungen ermöglichen. Finanzielle Unterstützung für Lernangebote, wie etwa Smartphone-Schulungen, beträgt 3000 Euro pro geförderte Einrichtung.
Seit 2021 haben bereits über 15.000 Senioren von diesen kostenlosen Lernangeboten profitiert. Die Initiative ist nicht nur auf Großstädte beschränkt, sondern wird auch auf ländliche Gebiete ausgeweitet, um allen Senioren den Zugang zu digitaler Bildung zu ermöglichen. Die Zielgruppe der Projekte sind vor allem ältere Menschen, die in der heutigen digitalen Welt oft den Zugang zu technischen Geräten und Anwendungen suchen, um ihren Alltag besser zu bewältigen.
Mit diesem Kurs im St. Gallusheim wird ein kleiner, aber bedeutender Beitrag zum großen Ziel der digitalen Integration älterer Menschen geleistet. Lehrer Christian Schober sieht das Projekt als Versuch und plant, die Ergebnisse zu evaluieren, um solche Initiativen in Zukunft weiter zu verbessern.