Martin Gross zieht Bilanz: Verdi in der Krise, Zukunft der Demokratie unter Druck!

Erfahren Sie alles über Martin Gross' Rücktritt als Verdi-Landesvorsitzender, seine Pläne und die aktuelle politische Lage in Leinfelden-Echterdingen.
Erfahren Sie alles über Martin Gross' Rücktritt als Verdi-Landesvorsitzender, seine Pläne und die aktuelle politische Lage in Leinfelden-Echterdingen. (Symbolbild/MBW)

Martin Gross zieht Bilanz: Verdi in der Krise, Zukunft der Demokratie unter Druck!

Leinfelden-Echterdingen, Deutschland - Am 5. Juli 2023 wird Martin Gross nach neun Jahren als Landesvorsitzender von Verdi zurücktreten. Der gebürtige Reutlinger, der seit 1984 in der Gewerkschaft aktiv ist, plant zunächst eine zweiwöchige Auszeit, bevor er sein Amt endgültig übergibt und seine Nachfolgerin Maike Schollenberger unterstützt. Seine Amtszeit endet offiziell am 1. November 2023. Nach seinem Rücktritt schaut er optimistisch in die Zukunft: Er hat sich kürzlich auch als Opa erfreut und kandidiert im September für den Vorsitz des VdK im Kreis Tübingen.

In seiner Rückschau auf die Zeit bei Verdi äußert Gross sowohl Stolz als auch Besorgnis. Er hebt positive Entwicklungen hervor, unter anderem die Verbesserung der Kommunikation und die Schaffung eines Service-Centers. Dennoch gibt es auch dunkle Flecken: Gescheiterte Betriebsratsgründungen und Betriebsschließungen schmerzen ihn. „Die Dienstleistungsbranche könnte von Verlusten in der Industrie profitieren“, meint Gross, „aber viele Arbeitnehmer stehen vor einer schwierigen Übergangszeit.“

Die Herausforderung für die Gewerkschaften

Die politische Lage bereitet Gross große Sorgen. „Die Demokratie bröselt, das macht mich unruhig“, stellt er fest und spricht über den notwendigen respektvollen Umgang mit unterschiedlichen politischen Meinungen. Besonders kritisch sieht er den Politikstil der AfD, den er als diffamierend empfindet. Er betont, dass eine parteiunabhängige Haltung wichtig sei, führt jedoch auch Gespräche mit verschiedenen politischen Parteien, darunter die SPD.

In der Welt der Gewerkschaften ist also einiges los. Immerhin haben allein 2023 über 303.000 Mitglieder an 140 Arbeitskämpfen teilgenommen, was zu bemerkenswerten 1,2 Millionen Ausständen führte. Die Zahlen sind beeindruckend, und es ist kein Wunder, dass in manchen Monaten kein Streik ausblieb. Besonders der Fachbereich Handel und der Bereich der öffentlichen sowie privaten Dienstleistungen waren aktiv. Dies zeigt, dass die Solidarität unter den Mitgliedern groß ist und die Gewerkschaft eine entscheidende Rolle spielt in den Verhandlungen mit Arbeitgeberverbänden, um faire Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Mitgliederentwicklung und Streikrecht

Verdi hat seit 2001 einen Rückgang der Mitgliederzahlen von 2,8 Millionen auf derzeit 1,9 Millionen zu verzeichnen, was nicht nur ein lokales, sondern auch ein bundesweites Phänomen ist. Auf gesamtdeutscher Ebene verloren die DGB-Gewerkschaften in den letzten zehn Jahren etwa eine Million Mitglieder, wie aktuelle Statistiken zeigen. Das zeigte sich auch bei den Tarifergebnissen von 2023, bei denen ver.di-Mitglieder von Lohnerhöhungen profitieren konnten, unter anderem erreichen 700 Beschäftigte eine Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich.

Das Recht auf Streik ist im Grundgesetz verankert und wird von den Gewerkschaften als wichtiges Druckmittel genutzt, um ihre Ziele durchzusetzen. Gewerkschaften vertreten nicht nur die Interessen der Mitglieder, sondern bieten auch wichtige Unterstützung bei Konflikten mit Arbeitgebern. Es ist kein Zufall, dass die größte Zahl an Streikaktionen in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg an Mobilisierungen gesehen hat, oft verbunden mit intensiven Tarifverhandlungen.

Die Herausforderungen sind groß, aber Gross ist optimistisch: „Ich glaube nicht, dass Verdi in 50 Jahren aufgelöst wird.“ Insbesondere in sozialen Berufen verzeichnet die Gewerkschaft einen Zuwachs an Mitgliedern, was zeigt, dass die Arbeitsbedingungen und die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen mehr denn je gefragt sind.

Für die Zukunft von Verdi und den politischen Rahmen, in dem die Gewerkschaften agieren, bleibt abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt. Geplant ist weiterhin eine Verhandlungsgemeinschaft mit dem Beamtenbund, um die Anliegen und Bedürfnisse der Mitglieder besser zur Geltung zu bringen. Martin Gross‘ Erbe wird so oder so eine große Rolle spielen, wenn es um die Weichenstellungen der kommenden Jahre geht.

Weitere Informationen zu den Entwicklungen bei Verdi können Sie [hier](https://www.verdi.de/ueber-uns/++co++409709aa-aeee-11ee-8dc8-c5e549d53af1) nachlesen. Sozialpolitik und die Rolle der Gewerkschaften werden auch künftig eine zentrale Diskussion in der Gesellschaft bleiben. Auch die [Statista](https://de.statista.com/themen/3099/gewerkschaften-in-deutschland/) bietet genauere Einblicke in die Mitgliederentwicklung und Streikaktivitäten in Deutschland.

Der Rückblick auf Gross‘ Amtszeit und die Herausforderungen, vor denen die Gewerkschaft steht, sind nicht nur lebendig, sondern auch ein Anstoß für aktive Auseinandersetzungen mit den aktuellen politischen Gegebenheiten.

Details
OrtLeinfelden-Echterdingen, Deutschland
Quellen