
Der „Bunker-Plan“ zur Verbesserung des Zivilschutzes in Deutschland nimmt zunehmend Form an. Angestoßen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Jahr 2022, wird derzeit an einem nationalen Schutzraumkonzept gearbeitet. Der Bund und die Länder haben sich zum Ziel gesetzt, sowohl öffentliche als auch private Gebäude zu erfassen, die im Kriegsfall als Zufluchtsorte dienen können. Erste Ergebnisse und Hinweise an die Bevölkerung werden in der ersten Jahreshälfte 2025 erwartet, wie t-online.de berichtet.
Der Fokus liegt weniger auf dem Bau neuer Bunker, sondern vielmehr auf der Nutzung und Verbesserung bestehender Schutzräume. In Deutschland existieren derzeit noch 579 öffentliche Schutzräume mit rund 480.000 Schutzplätzen. Diese spartanisch ausgestatteten Räume, die aus Stahlbeton und mit Panzertüren versehen sind, könnten reaktiviert werden. Allerdings sind viele dieser Schutzräume nicht mehr nutzbar – in Baden-Württemberg beispielsweise sind von einst 547 nur noch 220 übrig geblieben, wobei die meisten außer Betrieb sind.
Strategien zur Verbesserung des Zivilschutzes
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) arbeitet seit November 2024 in enger Zusammenarbeit mit den Bundesländern an Handlungsmöglichkeiten. Dabei appelliert der Bund an die Freiwilligkeit der Straßen, insbesondere auf bauliche Selbstschutzräume. Besondere Aufmerksamkeit wird den Kellerräumen in öffentlichen Gebäuden, Kaufhäusern, Tiefgaragen und U-Bahnstationen gewidmet; diese sollen langfristig nutzbar gemacht werden, um den Bürgern einen Schutzort zu bieten, wenn der Ernstfall eintritt, wie in br.de berichtet.
Die Bundesregierung plant, die genauen Koordinaten der nächstgelegenen Schutzorte über eine App bereitzustellen. Damit könnte Bürgern ermöglicht werden, schnell zu geeigneten Schutzräumen zu gelangen. Während die Bundesregierung Konsequenzen aus den geänderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen zieht, wird auch betont, dass ein Neubau von Schutzräumen nicht favorisiert wird, da die Vorwarnzeiten bei Luftangriffen zu kurz seien. Stattdessen soll bestehende Infrastruktur optimiert werden.
Öffentliche Meinung und politische Forderungen
Die Diskussion um den Zivilschutz wird in der Öffentlichkeit immer lauter. In Bayern werden verstärkt Forderungen nach mehr Finanzmitteln erhoben, um die Zivilschutzstrukturen zu stärken. Die bayerische Landesregierung kritisiert, dass das Bundesinnenministerium seiner koordinierenden Rolle in der zivilen Verteidigung nicht ausreichend nachkommt. Ein Investitionsbedarf von bis zu zehn Milliarden Euro innerhalb der nächsten zehn Jahre wird gefordert, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hebt die Notwendigkeit effektiver Warninstrumente und Notstromaggregate hervor, anstatt auf einen großflächigen Bunkerbau zu setzen. Kurzfristig könnte die Sicherung von Kellerräumen in öffentlichen und privaten Gebäuden entscheiden, ob Deutschland auf zukünftige Bedrohungen angemessen reagieren kann.
Der Zivilschutz in Deutschland steht vor einer Neubewertung und Vorbereitung auf mögliche Krisenszenarien. Umfassende Informationskampagnen sollen die Bevölkerung über die Bedeutung von Schutzräumen und Selbstschutzmaßnahmen aufklären, was künftig für die Sicherheit im Land von großer Bedeutung sein könnte.