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Femizid: Frauen protestieren in Istanbul gegen Gewalt und Straflosigkeit

Am 12. März 2025 wird erneut über die alarmierende Problematik der Gewalt gegen Frauen diskutiert. SWR berichtet, dass die Tötung von Frauen und Mädchen, bekannt als Femizid, in Deutschland ein ernstes gesellschaftliches Problem darstellt. Über 90 Prozent der Opfer von Tötungen durch einen (Ex-)Partner sind weiblich. Im Jahr 2021 wurde in Deutschland rechnerisch alle drei Tage eine Frau von ihrem (Ex-)Partner oder Ehemann ermordet, während fast täglich versuchte Tötungsdelikte gemeldet werden.

Die Definition des Femizids wird von vielen Frauenorganisationen, Aktivisten und der Wissenschaft verwendet, um das Phänomen angemessen zu benennen und irreführende Begriffe wie „Familiendrama“ oder „Ehrenmord“ zu vermeiden. Der Begriff wurde von der Soziologin und Feministin Diane E. H. Russell geprägt und wird als ein Hassverbrechen betrachtet, das auf Frauenhass oder dem Bruch mit traditionellen Rollenvorstellungen zurückzuführen ist.

Die Rolle der Istanbul-Konvention

Im Jahr 2011 nahm der Europarat die Istanbul-Konvention an, die seit 2018 in Deutschland verbindlich ist. Diese Konvention erkennt geschlechtsspezifische Gewalt als ein strukturelles Problem an. Insgesamt 46 Mitgliedsstaaten des Europarats haben sich verpflichtet, Gewalt gegen Frauen zu verhindern, zu verfolgen und zu beseitigen. Dennoch zeigen Berichte, dass die Umsetzung dieser Verpflichtungen oftmals unzureichend bleibt.

In der Türkei, wo die Situation der Frauen durch jüngste Ereignisse beunruhigend bleibt, sind Proteste gegen Gewalt an Frauen in den Vordergrund gerückt. Rund 300 junge Frauen protestierten in Kadiköy, Istanbul, organisiert von der Föderation Junger Feministinnen, nachdem brutale Morde Schlagzeilen machten. Diese Proteste wurden unter anderem durch die Hinrichtung zweier junger Frauen durch einen 19-Jährigen sowie den Tod einer Polizistin bei einem Einsatz angetrieben, wie DW berichtet.

Ein tief verwurzeltes Problem

Die Zahl der Frauenmorde in der Türkei ist alarmierend. Im Jahr 2023 wurden 315 Morde an Frauen registriert, wobei 184 verdächtige Todesfälle dokumentiert wurden, die in vielen Fällen mit gewalttätigen Übergriffen in Verbindung stehen. Frauenrechtlerinnen wie Esin Izel Uysal verweisen auf einen besorgniserregenden Anstieg der verdächtigen Todesfälle, die in der Zeit zwischen 2017 und 2023 um 82 Prozent gestiegen sind.

Das Problem der Gewalt gegen Frauen wird häufig durch die patriarchalischen Strukturen der Gesellschaft verstärkt. Demonstrierende Frauen in Istanbul rufen: „Das Problem ist das Patriarchat! Das Problem ist die Regierung!“. Kritiker der türkischen Regierung machen diese für die eskalierende Gewalt verantwortlich und bemängeln, dass nach dem Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention im Jahr 2021 der rechtliche Schutz für Frauen weitgehend abgenommen hat. Präsident Erdogan vertritt die Ansicht, dass die bestehenden Gesetze ausreichend sind, um Frauen zu schützen.

Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild: Viele Gewalttäter kommen unter Auflagen schnell aus dem Gefängnis, während die überfüllten Haftanstalten des Landes vor allem politische Häftlinge beherbergen. Während der Corona-Pandemie wurden fast 100.000 Häftlinge entlassen, jedoch nicht, wenn sie politische Vergehen begangen hatten. Diese Praxis führt zur allgemeinen Wahrnehmung von Straflosigkeit, die Männer möglicherweise ermutigt, Gewalt auszuüben.

Zusammenfassend zeigt die Situation sowohl in Deutschland als auch in der Türkei, dass geschlechtsspezifische Gewalt ein tief verwurzeltes und dringend zu bekämpfendes Problem darstellt. Frauen, die in Not sind, können sich an das Hilfetelefon in Deutschland unter 0800 0116 016 wenden. Dies ist ein wichtiger Schritt, um Frauen zu unterstützen und zur Bewusstseinsbildung beizutragen, dass es sich beim Femizid nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das viele Facetten hat.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
swr.de
Weitere Infos
dw.com

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