
In Villingen-Schwenningen trifft die Gastronomieszene gleich zwei bedeutende Schließungen. Julien Gonzalez, Betreiber des französischen Cafés „Saveurs de France“, schließt sein Café am 15. März 2025 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, die ihn bis zur Privatinsolvenz führten. Zu den Problemen gehören eine hohe Miete von 3.500 Euro und Fixkosten von 15.000 Euro, die den Betrieb wirtschaftlich untragbar machen.
Die Inflation hat besonders die Lebensmittelpreise stark steigen lassen. So berichten Fachleute, dass die Kosten für Schokolade in den letzten sechs Monaten um 40 Prozent angestiegen sind. Gonzalez kritisiert zudem die Stadtverwaltung, die seiner Meinung nach nicht genügend Unterstützung für die Unternehmer in der Region bietet. Probleme bei der Kommunikation, insbesondere während des Wochenmarktes, erschwerten die Situation zusätzlich.
Die Herausforderungen der Gastronomie
Gonzalez, der sein Café erst im August 2022 eröffnete, hatte sich vorgenommen, französische Produkte in Villingen anzubieten, darunter Backwaren von seinem Bruder aus Lyon und gefrorene Törtchen sowie Macarons. Trotz der Schließung bleibt er optimistisch und hofft, eine neue Lösung zu finden, um seine Lebenssituation zu verbessern und eventuell seine Ehe zu retten. Besonders besorgt ist er um seine Mitarbeiterin Resmie Selimai, die er als äußerst gewissenhaft beschreibt.
Zusätzlich zu „Saveurs de France“ ist auch das Café Paradies, das seit 30 Jahren in Villingen ansässig ist, von der Schließung betroffen. Inhaberin Tatjana Spott begründet den Entschluss mit vielfältigen Herausforderungen und bedauert den Verlust einer Institution, die für viele Kaffeeliebhaber zur festen Anlaufstelle geworden war. Die Schließung wird von der Stammkundschaft mit großer Trauer aufgenommen.
Ein alarmierender Trend in der Gastronomie
Die Entwicklungen in Villingen sind symptomatisch für die weitreichenden Probleme, mit denen die Gastronomie in Deutschland zu kämpfen hat. Laut einer Analyse von Tagesschau hat im Jahr 2023 jedes zehnte Unternehmen in der Branche aufgegeben, was einen alarmierenden Trend widerspiegelt. Seit 2020 haben etwa 48.000 Betriebe geschlossen und rund 6.100 Insolvenzanträge wurden gestellt.
Die Zahl der Insolvenzen stieg im letzten Jahr um 27 Prozent, wobei die Auswirkungen von Corona, Inflation und gestiegene Personalkosten besonders stark zu spüren sind. Die Anhebung der Umsatzsteuer für Speisen auf 19 Prozent seit Januar 2024 hat die Situation weiter verschärft. Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA, beschreibt die Lage als „bitter“.
Insgesamt sieht die Branche eine Erhöhung der insolvenzgefährdeten Gastronomiebetriebe in Deutschland bis Ende 2024 auf mehr als 15.000. Mit den Schließungen in Villingen wird erneut deutlich, wie fragil das gastronomische Angebot in Deutschland geworden ist.