
Die evangelische Matthäusgemeinde in Marbach steht vor einer herausfordernden Zukunft. Derzeit ist die Pfarrstelle unbesetzt, nachdem die langjährige Pfarrerin Bettina von Kienle eine neue Position in Schliengen angenommen hat. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines umfassenden Transformationsprozesses innerhalb der badischen Landeskirche, der auch die Matthäusgemeinde betrifft. Eine gut besuchte Gemeindeversammlung hat die Anwesenden über die pastorale Versorgung und die aktuelle Lage informiert, und es besteht ein starkes Bedürfnis nach ehrenamtlichem Engagement, um die Gemeindearbeit aufrechtzuerhalten.
Elke Lange, Prädikantin und Vorsitzende des Ältestenkreises, hat auf vergangene Veranstaltungen verwiesen, darunter die besonderen Gottesdienste und Kirchenjahresfeste des letzten Jahres. Diese Aktivitäten zeigen die lebendige Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde, die jedoch auch mit den Herausforderungen eines sich verändernden kirchlichen Umfelds umgehen muss. Die badische Landeskirche plant bis zum Jahr 2032 Einsparungen von 30 % im Personal- und Liegenschaftsbereich, was die zukünftige pastorale Versorgung der Gemeinden beeinträchtigen könnte.
Änderungen im Pfarrstellenplan
Der Evangelische Kirchenbezirk Marbach hat beschlossen, bis 2030 ein Viertel der Pfarrstellen abzubauen. Das von der Bezirkssynode genehmigte Konzept sieht vor, dass nach dem Abbau 15,25 Pfarrstellenanteile anstelle von derzeit 19,75 zur Verfügung stehen. Diese Entscheidung ist das Resultat rückläufiger Mitgliederzahlen sowie sinkender Kirchensteuereinnahmen und einem Mangel an verfügbaren Theologen. Um die flächendeckende Versorgung zu sichern, werden Fusionen von Kirchengemeinden und eine verstärkte Zusammenarbeit angestrebt.
Dekan Ekkehard Graf hebt hervor, dass der Prozess harmonisch und konstruktiv verlaufen soll. Die verbleibenden Seelsorger dürfen jedoch mit Mehrarbeit rechnen. Für die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Kirchengemeinden werden fünf neue Kooperationsräume geschaffen. Dabei wird erwartet, dass jeder Pfarrer sich auf seine Stärken konzentriert und Aufgaben innerhalb des Teams verteilt, um die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Die Rolle der Ehrenamtlichen
Ehrenamtliche Arbeit wird in der Matthäusgemeinde und darüber hinaus zu einem unverzichtbaren Element der kirchlichen Struktur. Diese Personen übernehmen Aufgaben wie Gemeindeleitung, Besuchsdienste, Unterstützung von Gruppen und die Redaktion des Gemeindeblattes. Der Umfang und die Qualität der ehrenamtlichen Arbeit sind schwer zu quantifizieren, aber sie sind entscheidend für das Funktionieren der Gemeinde, besonders in Zeiten des Wandels. Die Landeskirche fördert das ehrenamtliche Engagement durch spezielle Fortbildungsangebote.
Aktuell sind etwa 239.000 Menschen hauptamtlich in der öffentlich-rechtlich organisierten Kirche beschäftigt, wobei der Dienst der Theologen eine zentrale Rolle spielt. Im Jahr 2018 waren rund 12.000 Theolog*innen in Kirchengemeinden tätig, was im EKD-Durchschnitt einem Pfarrer pro 1.700 Gemeindeglieder entspricht. Die Unterstützung und Rekrutierung echter Gemeindepfarrer bleibt laut den aktuellen Herausforderungen der Landeskirche nun noch wichtiger.
In der Matthäusgemeinde liegt der Fokus auf einem Gesamtkonzept für die Konfirmandenarbeit, um die zukünftige Teilnehmerzahlen und das ehrenamtliche Engagement zu fördern. Mit diesen Maßnahmen und der engen Zusammenarbeit innerhalb der Kooperationsräume wird die Matthäusgemeinde den aktuellen Herausforderungen begegnen und die kirchliche Tradition auch künftig am Leben erhalten.