
In Remshalden steht die Gemeinschaft der Anwohner unter Druck, da sie sich von den Stadtwerken Waiblingen in der Fernwärmeversorgung abgezockt fühlt. Die Bürger berichten von drastischen Preissprüngen, die für viele unverständliche Preisgestaltung und hohe Verlustquoten im Fernwärmenetz zu immer größerer Frustration führen. So zahlte Bernd Raisch im Jahr 2023 noch rund 2000 Euro für die Fernwärme, während die Kosten für 2024 auf etwa 4000 Euro angestiegen sein sollen. Bei einer Versammlung, an der rund zwei Dutzend Personen teilnahmen, sprachen viele von dem offiziellen Verlangen nach rechtlichen Schritten gegen die Stadtwerke, die seit 2016 die Fernwärme liefern, nachdem die Südwärme in den 1990er Jahren das Netz aufgebaut hatte.
Die Unklarheit über die Preisgestaltung der Stadtwerke sorgt für zusätzlichen Unmut, da diese nicht offengelegt werden muss. Bernd Raisch und sein Nachbar Jürgen Günther sammeln bereits schriftliche Unterstützungen von anderen Betroffenen, um möglicherweise eine Sammelklage einzuleiten. Christoph Böhm, ein weiterer Anwohner, möchte aus der Fernwärme aussteigen und auf eine wärmeeffiziente Wärmepumpe umstellen. Doch die Gemeinde hat das Vorhaben aufgrund eines bestehenden Anschluss- und Benutzungszwangs verwehrt.
Rechtsstreit um Anschlusszwang
Christoph Böhm sieht in der Pflicht, am Fernwärmesystem angeschlossen zu bleiben, eine unnötige, teure und ineffiziente Maßnahme. Seit 1997 wird sein Zweifamilienhaus mit Fernwärme von den Stadtwerken Waiblingen versorgt, doch der hohe Netzwerkverlust von fast 40 Prozent der Wärme während des Transports macht eine Umstellung für ihn attraktiv. Böhms Antrag auf Befreiung von dieser Regelung wurde bereits abgelehnt, sein Widerspruch im Oktober zurückgewiesen. Der Konflikt um die Fernwärmeversorgung hat das Landratsamt im Rems-Murr-Kreis erreicht und im Falle einer weiteren Ablehnung bleibt Böhm nichts anderes übrig, als den Rechtsweg bis vor das Verwaltungsgericht zu beschreiten.
Unter den Anwohnern wächst die Unterstützung für Böhm, während die Gemeinde stark auf die Einhaltung der Anschlussregelungen besteht. Über die Urteilskraft des Gerichts wird man auch für andere Gemeinden beobachten. Ein Gutachten des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e. V. besagt, dass eine Anschlussverpflichtung nicht besteht, wenn die emissionsintensive Fernwärme im Vergleich zur Nutzung einer Wärmepumpe nachteiliger ist. Diese Informationen könnten weitreichende Konsequenzen für die Fernwärmeversorgung in Remshalden haben.
Investitionen in das Fernwärmenetz
Um die gravierenden Probleme mit dem „grottenschlechten“ Fernwärmenetz zu beheben, plant die Gemeinde Millioneninvestitionen. Der im Jahr 2019 gegründete Nahwärmebeirat soll die Interessen der Wärmeabnehmer vertreten, doch bereits jetzt zeigen die Stadtwerke Waiblingen mangelnde Reaktion auf Anfragen von betroffenen Bürgern. Es bleibt abzuwarten, ob die laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen den notwendigen Druck erzeugen können, um die Situation für die Fernwärmeabnehmer zu verbessern.
Die Entwicklungen in Remshalden könnten auch als Präzedenzfall für ähnliche Konflikte in anderen Gemeinden dienen, was die Bedeutung dieses Streits über die lokale Ebene hinaus erhöht. Die Anwohner stehen vor der Herausforderung, eine Lösung zu finden, die kosteneffizient und nachhaltig ist und gleichzeitig die Bedürfnisse der Gemeinschaft respektiert.