
Holger Engelmann, Vorstandschef des deutschen Autozulieferers Webasto, tritt vorzeitig von seinem Posten zurück. Der 59-jährige scheidet zum Wochenende aus, sein Nachfolger Jörg Buchheim, 57 Jahre alt, wird am Montag die Verantwortung übernehmen. Dies berichtet ZVW. Die Entscheidung wurde einvernehmlich zwischen Engelmann und dem Aufsichtsrat getroffen. Engelmann hatte das Unternehmen seit 2013 geleitet und sein Vertrag hätte ursprünglich Ende 2023 geendet. Der Rücktritt erfolgt inmitten einer generellen Restrukturierung, die für das Unternehmen von essentieller Bedeutung ist.
Webasto, ein traditionsreiches Familienunternehmen mit mehr als 124 Jahren Geschichte, beschäftigt weltweit über 16.000 Mitarbeiter an über 50 Standorten.
Herausforderungen im Markt
Unter Engelmanns Führung erlebte Webasto eine starke Expansion im Chinageschäft. Allerdings haben sich die Marktbedingungen in China für die deutsche Autobranche verschlechtert, was dazu führte, dass das ehemals als Wachstumstreiber geltende Geschäft mittlerweile als Krisenherd betrachtet wird. Webasto betreibt in China neun Standorte, darunter sieben Werke, von denen zwei im vergangenen Jahr geschlossen wurden. Diese Entwicklungen stehen im Kontext eines gesättigten Marktes und dem Aufstieg chinesischer Hersteller in der Elektroauto-Produktion, wie Börse Frankfurt berichtet.
Das Unternehmen hat im Dezember 2022 eine Stabilisierungsvereinbarung mit Gläubigern unterzeichnet, um finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden. Diese Vereinbarung sichert den Finanzrahmen bis Ende Mai 2025. Nach diesem Datum sollen die mittel- und langfristigen Kredite neu geordnet werden.
Neuausrichtung des Unternehmens
Um die Weichen für eine erfolgreiche Neuausrichtung zu stellen, wurde Johann Stohner im Januar als Chief Restructuring Officer in den Vorstand berufen. Der vergrößerte Vorstand wird bis Anfang des zweiten Quartals 2024 gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und dem Betriebsrat an Maßnahmen zur Neuaufstellung arbeiten. Dabei sind umfassende Einsparungen in der Produktion, Entwicklung und Organisation geplant, um die Wettbewerbsfähigkeit von Webasto neu zu positionieren, wie Börse Frankfurt mitteilt.
Die Transformation hin zu alternativen Antrieben stellt Unternehmen der Automobilbranche, einschließlich Webasto, vor große Herausforderungen. Die Studie von Deloitte zeigt, dass der Markt für Verbrennertechnologie schrumpft, während der Bereich Elektromobilität wächst. Unternehmen müssen sich daher nicht nur anpassen, sondern auch ihre Strategien überdenken, um im sich verändernden Marktumfeld konkurrenzfähig zu bleiben.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen treffen zahlreiche Zulieferer härter als die Hersteller. Prominente Unternehmen wie Bosch und Continental haben bereits massive Sparprogramme angekündigt, um den wirtschaftlichen Druck zu bewältigen. Webasto ist Teil dieser von Unsicherheit geprägten Branche, die sich nun in einer entscheidenden Phase der Transformation befindet.