
Marc Geiger, ein alleinerziehender Vater aus Oberschwaben, hat in den letzten Jahren eine dramatische Wende in seinem Leben erlebt. Nach dem plötzlichen Ende seiner Ehe vor fünf Jahren fiel er in eine tiefe Alkoholsucht. Der Verlust seiner Partnerin, zusammen mit der Verantwortung für seine drei Kinder, führte dazu, dass er den Alltag nicht mehr bewältigen konnte. Er begann, abends Rotwein zu trinken, um seinen Kummer zu betäuben, was schließlich in täglichen Vollrausch mündete. Trotz der schweren Belastungen erkannte Geiger lange Zeit nicht, dass er an einer Depression litt, bis er Anfang 2025 in ein Zentrum für Psychiatrie eintrat und seit September 2024 als trockener Alkoholiker lebt, wie Schwäbische.de berichtet.
Sein Weg zur Besserung ist jedoch nicht allein durch seine Abstinenz geprägt. Die Initiative „Stark im Sturm“, die bereits seit Mai 2024 läuft, spielt eine entscheidende Rolle. Diese richtet sich nicht nur an die Eltern, sondern auch an die Kinder, die oft unter den Folgen einer Suchterkrankung leiden. Geiger profitiert von der psychologischen Unterstützung, die besonders für seinen jüngeren Sohn von Bedeutung war, der mit massiven Schulproblemen kämpfte.
Die Herausforderungen für Kinder in suchtbelasteten Familien
In Deutschland leben rund fünf Millionen Kinder mit psychisch kranken oder suchtkranken Eltern. Sie sind oft mit enormen emotionalen und praktischen Belastungen konfrontiert. Der Ausfall eines Elternteils als Bezugsperson hat gravierende Folgen: Kleinere Kinder erfahren zu wenig emotionale Wärme, während ältere Kinder häufig Schuldgefühle entwickeln. Diese Überforderung führt dazu, dass sie Verantwortung übernehmen, Haushaltsaufgaben bewältigen und sich um jüngere Geschwister kümmern müssen. Dabei bleiben die eigenen Bedürfnisse oft auf der Strecke, was sich negativ auf den schulischen Erfolg und den Kontakt zu Gleichaltrigen auswirkt, wie Stark im Sturm verdeutlicht.
Sabine Rief, eine Diplom-Sozialarbeiterin, hebt die Lücke zwischen dem Gesundheitssystem und der Jugendhilfe hervor. „Es besteht ein großer Bedarf an verbesserten Versorgungsstrukturen und Netzwerken für betroffene Kinder“, so Rief. Diese Kinder haben ein höheres Risiko, selbst psychische Erkrankungen oder Suchterkrankungen zu entwickeln. Hilfsangebote wie Familienberatung, Kindergruppen und Patenschaftsprogramme sind notwendig, um diesen Kindern zu helfen, doch oft kommen sie nicht an, da Scham und Schuldgefühle der Eltern eine Barriere darstellen.
Verbesserungen durch gezielte Unterstützung
Das Projekt „Stark im Sturm“ setzt genau hier an, indem es Hilfsangebote zusammenbringt und professionelle sowie ehrenamtliche Hilfe in den Bereichen Suchthilfe und Jugendhilfe vernetzt. Fachleute aus verschiedenen Disziplinen arbeiten zusammen, um möglichst passgenaue Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln. Die Bedeutung dieser Initiativen ist offensichtlich, wenn man bedenkt, dass in der Region Bodensee-Oberschwaben 376 minderjährige Kinder in suchtbelasteten Familien leben, die Suchthilfen der Caritas in Anspruch nehmen.
Marc Geiger zeigt, dass es möglich ist, einen Weg aus der Dunkelheit zu finden. Mit der Unterstützung von „Stark im Sturm“ und der Entschlossenheit zur Veränderung hat er nicht nur seine Sucht überwunden, sondern auch die Beziehung zu seinen Kindern verbessert. Er plant, bald wieder zu arbeiten und hat sein soziales Leben neu organisiert; beim Fußballgucken in der Kneipe genießt er es, Tee oder Limonade zu trinken, während er joggen geht, anstatt Alkohol zu konsumieren. Dieses positive Beispiel zeigt, wie wichtig die Hilfe für betroffene Familien ist und wie vielschichtig die Herausforderungen sind, die damit verbunden sind, wie auch DHS.de anmerkt.