
Das Bewusstsein für gemeinschaftliches Wohnen wächst in den letzten Jahren stark. Immer mehr Menschen interessieren sich für innovative Wohnformen, die nicht nur Komfort bieten, sondern auch sozialen Zusammenhalt fördern. Ein neues Projekt in Zußdorf, im Landkreis Ravensburg, hebt dieses Konzept auf eine neue Ebene. Es wird drei zwei- bis dreistöckige Häuser mit insgesamt 15 Wohnungen umfassen. Die Wohnungen, die zwischen 50 und 90 Quadratmetern groß sein sollen, werden überwiegend barrierefrei gestaltet und verfügen jeweils über eine Terrasse oder einen Balkon.
Wie schwaebische.de berichtet, ist das Hauptziel des neuen Wohnprojekts die Förderung von generationenübergreifenden Netzwerken und sozialen Kontakten. Eine neunköpfige Gruppe von Paaren und Einzelpersonen im Alter von 55 bis 67 Jahren plant die Umsetzung. Diese Mitglieder kommen aus verschiedenen Orten, darunter Zußdorf, Hasenweiler, Ravensburg, Schlier, Allgäu und sogar London. Der Fokus des Projekts liegt auf der Unterstützung im Alter und der Vermeidung von Einsamkeit.
Gemeinschaftseinrichtungen und nachhaltige Bauweise
Geplant sind mehrere Gemeinschaftseinrichtungen, darunter ein Gemeinschaftsraum mit einer Küche, die hinterher als Café genutzt werden könnte. Zudem soll es eine Werkstatt, einen gemeinsamen Garten mit Hochbeeten und eine Sauna geben, ergänzt durch Fahrradstellplätze und Carsharing-Angebote. Der Bau soll nachhaltig mit einer Holzbauweise und Stroh-Dämmung ausgeführt werden. Um auch jüngere Familien anzusprechen und eine altersgemischte Gemeinschaft zu gewährleisten, wird in einem der Gebäude eine Wohnung für eine Pflegekraft vorgesehen.
Die finanziellen Rahmenbedingungen sind so gestaltet, dass die Kosten für Eigentümer bei etwa 5000 Euro pro Quadratmeter liegen, was bedeutet, dass eine 70 Quadratmeter große Wohnung etwa 350.000 Euro kosten wird. Der Baubeginn für das Projekt ist für 2026 vorgesehen, während die Fertigstellung im Jahr 2027 angestrebt wird. Aktuell stehen jedoch noch Klärungen von Grundstücksfragen mit der Kirchengemeinde aus. Das Projekt wird am 11. April um 18 Uhr öffentlich im Schalander/Pfarrsaal in Zußdorf vorgestellt.
Der Trend zum gemeinschaftlichen Wohnen
Das zunehmende Interesse an gemeinschaftlichem Wohnen ist nicht neu. Bereits in den 1970er Jahren initiierten Gruppen wie die „Grauen Panther“ Projekte, die selbstbestimmtes Wohnen und Alternative zur Heimunterbringung propagierten. Schader-Stiftung thematisiert, dass gemeinschaftliches Wohnen nicht nur vor Vereinsamung schützen soll, sondern auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt.
Die Zahl solcher Wohnprojekte hat sich in Deutschland erheblich erhöht, wobei viele auch als eingetragene Genossenschaften umgesetzt werden s. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) stellt in einer weiteren Publikation fest, dass die Beratungs- und Unterstützungsangebote durch Kommunen und Verbände zugenommen haben. Insbesondere die genossenschaftlichen Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Solidarität erfreuen sich großer Beliebtheit.
Der Bedarf an gemeinschaftlichem Wohnen nimmt in Deutschland zu. Dies zeigt ein Vergleich zu den Niederlanden, wo eine viel größere Zahl an Projekten realisiert wurde. Dennoch bräuchte auch Deutschland ein einheitliches Leitbild für gemeinschaftliches Wohnen, um den Ansprüchen und Wünschen der Bevölkerung gerecht zu werden.