
Die Situation rund um die Palmers Textil AG hat sich dramatisch verschärft. Am Donnerstag beantragte das Unternehmen beim Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Mit Verbindlichkeiten von über 50 Millionen Euro steuert Palmers auf eine kritische Zukunft zu. Im Zentrum der Unternehmensführung stehen Bemühungen, neue Investoren zu gewinnen, um die Fortführung des Betriebs zu sichern. Bisher waren die Versuche allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Die Unternehmensleitung macht fehlende Kapitalzuflüsse verantwortlich für die Insolvenz.
Ein Beispiel für die Auswirkungen der Insolvenz finden sich im Modegeschäft Riether in Schwäbisch Gmünd. Dagmar Sonnentag, die Inhaberin, zeigt sich zwar besorgt über die gegenwärtige Lage, rechnet aber nicht mit dramatischen Konsequenzen für ihr Franchise. Seit 2015 verkauft sie Palmers-Produkte, hat jedoch eine Vielzahl anderer Marken im Sortiment. „Wir planen, weiterhin geöffnet zu bleiben“, so ihre vorausschauende Einschätzung, die auf den breiten Markenmix ihres Geschäfts basiert.
Unternehmenskennzahlen und Herausforderungen
Laut den jüngsten Zahlen gilt die Palmers Textil AG als ein traditioneller österreichischer Textilhersteller, der sich auf Unterwäsche, Dessous, Nachtwäsche und Bademode spezialisiert hat. Das Unternehmen betreibt etwa 240 Standorte, darunter 181 in Österreich und 25 in Deutschland. Die finanzielle Situation ist jedoch alarmierend: Die Verbindlichkeiten belaufen sich im Sanierungsplan auf ca. 51 Millionen Euro. Neben den Gläubigern mit Forderungen von rund 69,19 Millionen Euro, gibt es derzeit 490 Gläubiger.
In dem der Insolvenz zugrunde liegenden Geschäftsjahr 2023/24 hat sich der Verlust des Unternehmens mehr als verdreifacht und liegt bei fast 15 Millionen Euro. Der Umsatz sank von 71 auf 66 Millionen Euro. Die Belegschaft umfasst 515 Personen, von denen 493 Frauen sind, wobei die Gehälter seit Januar ausstehen und durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds ausgeglichen werden sollen. Die Unternehmensführung zeigt sich optimistisch, jedoch ist der Weg zur Stabilität beschwerlich und ein Stellenabbau scheint unvermeidbar.
Marktlage und allgemeine Trends
Die Schwierigkeiten von Palmers sind eingebettet in einen breiteren Kontext: Die gesamte Textil- und Modeindustrie steht derzeit unter Druck. Der Branchenumsatz hat im November 2023 im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Deutschland befindet sich laut ifo-Institut „mitten in der Rezession“. Zwar zeigt der Sektor der Bekleidungsindustrie im Durchschnitt eine leichte Umsatzsteigerung, die Textilindustrie hingegen hat massive Rückgänge zu verzeichnen. Im Zeitraum von Januar bis November 2023 verzeichnete die Textilindustrie einen Rückgang des Produktionsindex um 7,1 %, während die Bekleidungsindustrie nur um 3,5 % sank. Die Herausforderungen umfassen starke Wettbewerbsverhältnisse, Zinsanstiege, Inflation und Kaufkraftverluste.
Der Spagat zwischen Kostensenkung und Markterhalt wird für Palmers und den gesamten Sektor zur Herausforderung. Um die Zukunft zu sichern, muss das Unternehmen nicht nur Investoren gewinnen, sondern auch effektive Strategien entwickeln, um dem zunehmenden Druck auf die Branche entgegenzuwirken. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um die Entwicklung im Sanierungsverfahren zu beobachten und die Reaktionen des Marktes auf die drohende Insolvenz zu analysieren.