
Gerhard Königer reflektiert über seinen gescheiterten Traum, Rockmusiker zu werden. In seiner Jugend träumten viele darüber, Musik zu machen, insbesondere in Punkbands. Doch der Weg dorthin scheint steinig und voller Hürden zu sein. Königers erste Erfahrungen als Musiker sammelte er in einer Fußgängerzone einer fernen Großstadt, wo er nach nur fünf Minuten erkannte, dass das Leben eines Profimusikers nicht zu ihm passte. „Heutzutage“, sagt er, „ist es schwierig, mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“ Diese Aussage wird durch die aktuelle Diskussion um die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Musikindustrie verstärkt.
Der technologische Fortschritt hat die Musikbranche revolutioniert. Laut einer Studie der Goldmedia, die im Auftrag von Gema und Sacem durchgeführt wurde, könnte generative KI in den nächsten fünf Jahren zu einem Umsatzverlust von bis zu 27 Prozent in der Musikindustrie führen. Dies würde einem geschätzten Verlust von 2,7 Milliarden Euro in Deutschland und Frankreich entsprechen. Der Aufstieg von KI bringt nicht nur wirtschaftliche Herausforderungen mit sich, sondern verringert auch die Wertschätzung für handgemachte Musik, wie Königer befürchtet. Der Gedanke, dass KI Hits am Fließband produziert, lässt viele Musiker an ihrer Daseinsberechtigung zweifeln.
Die Bedrohung durch KI
Die Untersuchung zeigt, dass 71 Prozent der 15.000 befragten Musikschaffenden ihre wirtschaftliche Grundlage durch die Entwicklung der KI bedroht sehen. Besonders alarmierend ist, dass ein Drittel der Befragten bereits KI in ihrer Arbeit nutzt, und bei den unter 35-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 50 Prozent. KI wird häufig für das Schreiben von Texten, Komponieren und Marketing eingesetzt. Einige sehen sogar die Möglichkeit, dass KI in Zukunft selbst Hits erzeugen kann.
Das Beispiel des Beatles-Songs „Now and Then“ illustriert, was mit neuen technischen Möglichkeiten möglich ist. Trotz der kreativen Unterstützung durch KI gibt es auch berechtigte Bedenken. Kritiker warnen, dass der Verlust der menschlichen Note in der Musik und emotionale Tiefe auf lange Sicht den künstlerischen Wert schmälern könnten.
Musikalische Wertschätzung im Wandel
Königer erzählt auch von den Sternsingern, die vor seiner Haustür um Einlass baten. Diese berichteten, dass sie häufig nicht in Häuser gelassen wurden, um ihre Lieder zu singen. Diese Anekdote spiegelt die sich verändernde Wertschätzung für Musik wider. „Das Timing ist wichtig bei musikalischen Auftritten“, erklärt er und verdeutlicht dies an Beispielen von Straßenmusikern. Es ist ein Indiz dafür, dass der direkte Kontakt und die Wertschätzung für Live-Auftritte zurückgeht.
Auf der anderen Seite bleiben Technologien wie Suno und Udio nicht unbemerkt. Diese Plattformen ermöglichen das Komponieren und Produzieren von Musik durch KI, indem sie neue Melodien, Harmonien und Texte generieren. Sie bieten sogar Funktionen zur Echtzeit-Zusammenarbeit und personalisierten Musikempfehlungen, was den kreativen Prozess erheblich verändert.
Insgesamt zeigt sich, dass die Künstliche Intelligenz sowohl Chancen für kreative Innovationen als auch Herausforderungen für die künstlerische Integrität und wirtschaftliche Stabilität mit sich bringt. Königers Überlegungen bilden somit einen Teil der breiteren Diskussion über die Zukunft der Musikindustrie und die Frage, wie sich das Berufsbild des Musikers in einer von Technologie geprägten Welt weiterentwickeln wird.