
Die Bildungssituation in Stuttgart steht aktuell im Fokus der öffentlichen Diskussion. Stefan Fulst-Blei, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, äußerte sich kritisch zu den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten, die viele Viertklässler in Mathematik und Deutsch im November geschrieben haben. „Die Lehrkräfte tragen die volle Verantwortung für die Ergebnisse“, so Fulst-Blei. Vor allem im Fach Mathematik schnitten die Schüler schlecht ab, was Sorgen über die zukünftige Entwicklung der Kinder aufwarf und die Verantwortlichkeit der Lehrkräfte in der Debatte erhöhen könnte. Für das kommende Schuljahr 2025/2026 liegt die Verantwortung bei den Lehrkräften, insbesondere wenn es darum geht, Elternwünsche zu berücksichtigen. Die NaVI-Eckpfeiler bilden dabei den Rahmen für die Beurteilung der Schüler, einschließlich der Gesamtwürdigung durch die Klassenkonferenz und der Berücksichtigung von überfachlichen Kompetenzen.
Die Halbjahresinformationen, die bis zur ersten Februarwoche ausgegeben werden sollen, könnten zusätzliche Klarheit über die Leistungen der Schüler geben. Um den Anforderungen des erweiterten Niveaus (E) zu entsprechen, müssen die Viertklässler in den Fächern Deutsch und Mathematik im Durchschnitt mindestens eine Note von 2,5 erreichen. Bei Übereinstimmung zwischen Lehrkräften und Eltern folgt eine Mitteilung für den Wechsel auf das Gymnasium. In Fällen, in denen die Klassenkonferenz abweichende Empfehlungen gibt, besteht die Möglichkeit, am 18. Februar einen Potenzialtest in Mathematik, Deutsch und logischem Denken zu absolvieren, der innerhalb von 60 Minuten abgeschlossen werden muss.
Schwierige Voraussetzungen für den Gymnasiumwechsel
Rund 90 % der Schüler, die den Wechsel auf ein Gymnasium anstreben, erhalten eine entsprechende Empfehlung von den Lehrkräften. Dennoch werden nur 10 % der Schüler für den Potenzialtest in Frage kommen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann appelliert an die Eltern, den Empfehlungen der Lehrkräfte zu folgen. Diese Forderung wird jedoch von Kritikern, darunter Fulst-Blei sowie Bildungsverbänden, infrage gestellt, die auf die Probleme mit der früheren verbindlichen Grundschulempfehlung hinweisen, die 2011 aufgrund ihrer Ungenauigkeit abgeschafft wurde. Fulst-Blei betont, dass der Druck auf die vierten Klassen somit wieder gestiegen sei.
Die Kultusministerin Theresa Schopper hat die Unzufriedenheit mit den Ergebnissen in Mathematik bei den Kompass-4-Arbeiten geäußert. Am 12. Dezember 2025 wurde bekanntgegeben, dass etwa 10 % der Ergebnisse bereits ausgewertet sind. Diese ergeben, dass etwa 86 % der Schüler eine Empfehlung für das grundlegende Niveau (Note 3,1 und darunter) erhalten. Lediglich 6 % der Schüler erreichen die Gymnasialempfehlung, was auf eine besorgniserregende Entwicklung hinweist. In Deutsch schneiden die Schüler besser ab, mit etwa 30 % der Kinder, die eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten.
Entwicklung von Kompass 4
Schopper wies darauf hin, dass die Ergebnisse keine signifikanten Änderungen hinsichtlich der Schulpolitik mit sich bringen werden und betonte die Notwendigkeit, das System Kompass 4 weiterzuentwickeln, um objektive Rückmeldungen zu gewährleisten. Lehrkräfte berichten jedoch von den Herausforderungen, die sie mit den Aufgaben in Mathematik haben. Diese seien häufig zu anspruchsvoll, während die zur Verfügung stehende Bearbeitungszeit als zu kurz empfunden wird.
Das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) ist für die Erstellung des Potenzialtests verantwortlich und verteidigt diesen gegen die aufkommende Kritik. Die Bildungsstrukturen in Deutschland sind Ländersache, was zu erheblichen Unterschieden zwischen den Bundesländern führt, wie die Bildungspolitik zeigt. In der Primarstufe, in der die Grundschule die zentrale Rolle spielt, gilt es, den Schülern die bestmöglichen Voraussetzungen für den weiteren Bildungsweg zu bieten. Die Kompass-4-Arbeiten sowie die sich daraus ergebenden Empfehlungen sind Teil eines komplexen und vielschichtigen Bildungssystems, das bereits in der Grundschulzeit fundamentale Weichen für die zukünftige Schullaufbahn der Kinder stellt.