
In einer bemerkenswerten Entdeckung wurde ein Muntjak, eine kleine Hirschart, in einem Garten in Kirchheim unter Teck gesichtet. Die Anwohner alarmierten die Polizei, nachdem das exotische Tier ruhig umherwanderte. Der Vorfall ereignete sich am 27. Februar 2025, als das Tier identifiziert wurde und ein Tierarzt des Landratsamts Esslingen zur Stelle kam, um es zu betäuben und in den Wildpark Tripsdrill zu transportieren. Dieser Park liegt nahe Cleebronn und fungiert derzeit als Quarantänestation für das Muntjak.
Die Herkunft des Muntjaks bleibt unklar. Die Polizei konnte feststellen, dass es nicht aus einem nahegelegenen Wildpark oder Zoo geflohen ist. Britta Günther vom Erlebnispark Tripsdrill erklärte, dass das Tier zunächst untersucht wird, bevor es zu anderen Muntjaks integriert wird. Muntjaks sind als invasive Art in der EU klassifiziert und unterliegen strengen Regelungen. Ihre Haltung ist stark reglementiert, und privat dürfen sie in Deutschland eigentlich nur unter besonderen Auflagen gehalten werden. Die Polizei hofft, dass sich der Besitzer meldet, um die Herkunft des Tieres zu klären.
Die invasiven Muntjaks in Europa
Muntjaks haben ihre Ursprünge in Asien, sind jedoch mittlerweile auch in verschiedenen Teilen Europas gesichtet worden. Während sie ursprünglich in südöstlichem China beheimatet sind, haben sich diese Tiere inzwischen im gesamten Vereinigten Königreich etabliert. Auch seit 2013 gibt es Berichte über Muntjaks in Frankreich. Auf dem europäischen Festland sind bislang jedoch keine stabilen, langfristigen Populationen bekannt. Nichtsdestotrotz gelten Muntjaks aufgrund ihrer Lebensweise und Fortpflanzungsgewohnheiten als potenzielle Bedrohung für die heimische Biodiversität.
Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben in einer Mitteilung auf die möglichen Gefahren hingewiesen, die von Muntjaks ausgehen. Die Mitteilung trägt den Titel „Muntjaks (Muntiacus reevesi) in Schleswig-Holstein – Beginn einer Invasion, erfolgreiche Bekämpfung oder beides ein bisschen?“ und beleuchtet die Problematik illegale Freilassungen von Muntjaks. Besonders in Schleswig-Holstein gibt es seit Jahren Verdachtsmomente auf reproduzierende Populationen.
Ökologische Herausforderungen
Muntjaks sind frühreif und haben die Fähigkeit, das ganze Jahr über Nachwuchs zu bekommen, was die Bekämpfung ihrer Ausbreitung zusätzlich erschwert. Sie sind keine reinen Pflanzenfresser – es ist bekannt, dass sie auch kleine Wirbeltiere und Vogeleier erbeuten, was erhebliche Auswirkungen auf die Bodenfauna und die Fortpflanzung von Bodenbrütern haben könnte. Wissenschaftler warnen vor den möglichen ökologischen Konsequenzen und fordern eine konsequente und umfassende Beseitigung der Muntjaks aus der freien Landschaft.
Die Behörden und Jagdrevierinhaber sind rechtlich verpflichtet, die Tiere zu entfernen und weitere Ansiedlungsversuche zu verhindern. Trotz eines unionsweiten Handels- und Haltungsverbots werden Muntjaks nach wie vor zum Verkauf angeboten, was die Situation zusätzlich kompliziert und die Bemühungen zur Kontrolle der Population erheblich erschwert.
Die Entdeckung des Muntjaks in Kirchheim unter Teck könnte also nur der Anfang sein, wenn nicht schnell Maßnahmen zur Eindämmung dieser invasiven Art ergriffen werden. Beobachtungen in anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen verstärken die Notwendigkeit effizenter Handlungsschritte im Umgang mit diesen Tieren.
Die Situation wird weiterhin aufmerksam beobachtet, um den potenziellen Gefahren einer invasiven Spezies entgegenzuwirken und die heimische Flora und Fauna zu schützen.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die Artikel von Merkur, Tagesschau und Jäger Magazin aufrufen: Merkur, Tagesschau, und Jäger Magazin.