
Der große Fastnachtsumzug in Heidenheim an der Brenz wurde am 17. Februar 2025 aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt. Diese Entscheidung fiel nach einem Anschlag in München, der am 13. Februar stattfand und bei dem fast 40 Menschen verletzt wurden. Der mutmaßliche Täter, ein 24-jähriger Afghane, steht im Verdacht, islamistische Motive zu haben. Der Heidenheimer Dienstleistungs- und Handelsverein (HDH) gab die Absage bekannt, nachdem 12 von 14 beteiligten Vereinen ihre Teilnahme zurückzogen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte, dass es zwar keine konkreten Hinweise auf eine Bedrohung in Baden-Württemberg gebe, jedoch die Sicherheitsvorkehrungen überall im Bundesland, insbesondere in Stuttgart, erhöht wurden.
Die Absage des Umzugs in Heidenheim spiegelt einen gestiegenen Sicherheitsdruck wider, der auch in anderen europäischen Städten zu beobachten ist. Nach dem Anschlag in Magdeburg, bei dem ein Mann aus Saudi-Arabien sechs Menschen tötete und mehrere hunderte verletzte, wurden in Bayern die Sicherheitsmaßnahmen für Faschingsumzüge intensiv überprüft. Strengere Sicherheitsvorschriften, die darauf abzielen, Terroranschläge mit Fahrzeugen zu verhindern, belasten viele Veranstalter und könnten dazu führen, dass einige Veranstaltungen aus finanziellen oder organisatorischen Gründen abgesagt werden, wie es zuletzt bei der Faschingsgilde Rottach der Fall war. Auch in der Stadt Kempten wurden Sicherheitsvorschriften zum Grund für die Absage des Gaudiwurms gemacht.
Sicherheitsvorkehrungen und organisatorische Herausforderungen
Veranstalter in Städten wie Nürnberg und Dietfurt sehen sich zusätzlichen Sicherheitsauflagen gegenüber, die nicht nur organisatorische, sondern auch finanziellen Aufwand sowie Haftungsrisiken mit sich bringen. In Dietfurt werden zur Gefahrenabwehr mobile Zufahrtssperren mit schweren Fahrzeugen beim Chinesenfasching eingesetzt. Angesichts dieser Lage warnt ein Stadtmarketing-Experte in Bamberg vor einem möglichen „Feste-Sterben“ – einem Rückgang an Veranstaltungen aufgrund der hohen Kosten und des gestiegenen Haftungsdrucks.
Olaf Jastrob, Vorsitzender des Deutschen Expertenrats Besuchersicherheit, betont, dass sich die Sicherheitslage bei Stadtfesten in Deutschland seit der Duisburger Love-Parade weiterentwickelt hat, jedoch weiterhin Lücken in der Sicherheitsorganisation bestehen. Insbesondere sei die Verantwortlichkeit unklar geregelt. Veranstaltungsleiter müssen qualifiziert sein und über umfassendes Wissen verfügen, um in Notfällen angemessen handeln zu können. Es fehlen allerdings gesetzliche Regelungen für die Rolle des Veranstaltungsleiters, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt.
Die Zusammenarbeit zwischen Städten, Behörden und externen Veranstaltern ist für ein effektives Sicherheitskonzept entscheidend. Laut Jastrob sollten Sicherheitsmaßnahmen, wie Taschenkontrollen, situativ und angepasst entschieden werden. Nach Terroranschlägen kam es oft zu überstürzten Sicherheitsmaßnahmen, die nicht immer angenehm oder sinnvoll waren.
Die Entwicklungen zeigen, wie komplex und herausfordernd die Planung von Großveranstaltungen geworden ist. Die Trauer um die Opfer der gewaltsamen Vorfälle überlagert die Fastnachtszeit und verdeutlicht die Notwendigkeit, Sicherheit stets neu zu denken und zu garantieren. Die Absage der Fastnachtszüge ist ein deutliches Signal, wie ernst die Thematik in der Gesellschaft genommen wird und welche Folgen das für die Kultur und Gemeinschaft haben kann.