
Der Warnstreik bei der Deutschen Post geht weiter und hat mittlerweile auch ländliche Regionen erfasst. Am Dienstag waren vor allem die größeren Städte betroffen, nun müssen viele Menschen mit Verzögerungen bei der Zustellung von Briefen und Paketen rechnen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten erneut zum Warnstreik aufgerufen, nachdem in der zweiten Verhandlungsrunde kaum Fortschritte erzielt wurden und keine greifbaren Ergebnisse vorlagen. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 12. und 13. Februar angesetzt.
Die Forderungen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft sind klar: Verdi verlangt ein Entgeltplus von sieben Prozent sowie zusätzliche Urlaubstage. Dies ist eine Reaktion auf die steigenden Lebenshaltungskosten, die viele Arbeiter und Angestellte belasten. Arbeitgeberseite hingegen äußert Bedenken und erklärt, dass die Forderungen der Beschäftigten nicht finanzierbar seien. Ein Post-Sprecher bezeichnete die Warnstreiks als „unnötig“, da sie zu Lasten der Kunden gingen.
Besonderheiten der Streikmaßnahmen
Die Warnstreiks betreffen nicht nur die Zusteller in den Großstädten, sondern haben inzwischen auch ländliche Gebiete erreicht. In Stadtstaaten bleibt die Situation hingegen ruhig, da diese von den Streiks nicht betroffen sind. Verdi fordert zudem für Tarifbeschäftigte und Auszubildende drei Tage mehr Urlaub sowie einen zusätzlichen Urlaubstag für Gewerkschaftsmitglieder. Die Deutsche Post hat angekündigt, in der dritten Verhandlungsrunde ein Angebot vorzulegen, sieht aber Spielräume für Lohnerhöhungen als „sehr gering“ an, vor allem aufgrund sinkender Briefmengen und einem hohen Investitionsbedarf.
Im Hintergrund stehen größere Trends im deutschen Arbeitsmarkt. Laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) wurden im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt 225 Arbeitskämpfe durchgeführt, an denen etwa 930.000 Streikende teilnahmen. Dies spiegelt den anhaltenden Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und Löhne wider. In diesem Kontext ist es bemerkenswert, dass die Teilnahme an Arbeitskämpfen in Deutschland im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld liegt. Im Jahr 2022 waren vor allem Tarifkonflikte in der Metall- und Elektroindustrie sowie bei Unikliniken in Nordrhein-Westfalen von Bedeutung.
Blick in die Zukunft
Die anhaltenden Warnstreiks und die bevorstehenden Verhandlungen könnten für die Deutsche Post zu einem entscheidenden Moment werden. Sollte es den Beschäftigten nicht gelingen, ihre Forderungen durchzusetzen, könnte dies nicht nur Auswirkungen auf die Löhne und Arbeitsbedingungen bei der Post haben, sondern auch ein Signal für andere Branchen sein, in denen ähnliche Konflikte bestehen. Die kommenden Tage und die dritte Verhandlungsrunde werden daher mit Spannung erwartet.