Biberach

Schiedsrichter-Nachwuchs: Erfolg oder drohende Krise im Fußball?

In einem aktuellen Schritt zur Stärkung des Schiedsrichternachwuchses im Fußballbezirk Oberschwaben wurden 18 neue Unparteiische ausgebildet. Somit zählt die Schiedsrichtergruppe Riß nun insgesamt 189 aktive Schiedsrichter, ein Rückgang im Vergleich zu 196 im Vorjahr. Felix Maucher, der stellvertretende Obmann, bezeichnete den Neulingskurs als Erfolg, mahnt dabei jedoch die Notwendigkeit an, die hohe Fluktuation unter den Unparteiischen auszugleichen. Vor allem im Alterssegment zwischen 25 und 35 Jahren besteht ein Mangel an Schiedsrichtern, die oft bereits Erfahrung als Spieler mitbringen könnten. Dieses Problem wird durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie verstärkt, da viele Schiedsrichter in dieser Zeit ihren Dienst quittiert haben.

Der Lehrgang für die neuen Schiedsrichter wurde von Michael Kolb, dem Lehrwart, organisiert und umfasste sechs Termine. Die Jüngste unter den Absolventen, Magdalena Vollmer vom FC Blau-Weiß Bellamont, ist lediglich 13 Jahre alt, während der älteste Teilnehmer, Benedikt Berger vom TSV Kirchberg, 36 Jahre zählt. Mit einem Durchschnittsalter von circa 23 Jahren fühlt sich der neue Nachwuchs im Fußball zunehmend unter Druck, da unter ihnen nur wenige bereits als Spieler aktiv gewesen sind. Um die Neulinge während ihrer ersten Spiele im Jugendbereich zu unterstützen, werden sie von erfahrenen Schiedsrichtern begleitet.

Herausforderungen im Amateurbereich

Die aktuelle Situation im Amateurbereich zeigt sich jedoch als besorgniserregend. Laut der DFB-Statistik ist die Anzahl der Schiedsrichter*innen dort „extrem rückläufig“. Gründe hierfür sind unter anderem der mangelnde Spaß am Amt, verursacht durch Beleidigungen, Beschimpfungen und Gewalt während der Spiele. Der DFB hat reagiert und das „Jahr der Schiris“ ausgerufen, um für die Wertschätzung des Schiedsrichteramtes werben. Auf einem bemerkenswerten Event im März 2023 leiteten Bundesliga-Profis wie Anton Stach und Nils Petersen eine Bezirksliga-Partie, um den Schiedsrichtern durch Sichtbarkeit und Unterstützung einen stärkeren Rückhalt zu geben.

Alex Feuerherdt, Schiedsrichter-Lehrwart, weist auf den fehlenden Respekt hin, den viele Schiedsrichter insbesondere von Zuschauern, Spielern und Trainern vermissen. Eine Umfrage des DFB belegt, dass 85 % der Befragten diesen Respekt vermissen, während 79 % dies von Spielern und Trainern erwarten. Im Amateurbereich wurde in der Saison 2021/2022 ein Höchststand von 911 Spielabbrüchen verzeichnet, oft aufgrund von Angriffen auf Schiedsrichter. So wurden allein 2499 Fälle von Gewalt und Diskriminierung gegen Unparteiische dokumentiert, wovon nicht alle zu einem Abbruch der Spiele führten.

Wertschätzung und Unterstützung

Die Situation erfordert ein Umdenken innerhalb der Vereine, um eine Kultur der Wertschätzung zu schaffen. Vorschläge dazu umfassen die Einführung von Schiedsrichter-Betreuern, die Durchführung von Regelkunde-Schulungen sowie die Förderung von Respekt und Anerkennung. Für viele Anwärter im Schiedsrichterwesen sollte das Engagement im Fußball nicht nur eine Herausforderung darstellen, sondern auch Spaß und persönliche Entwicklung bieten. Die Ausbildung der Schiedsrichter, welche grundlegende theoretische und praktische Komponenten umfasst, ist entscheidend für die Qualität der Unparteiischen und deren Entscheidungskompetenz auf dem Spielfeld.

Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen die Schiedsrichter kontinuierlich geschult und unterstützt werden. Verbände und Vereine bieten bereits entsprechende Ressourcen und Strukturen an. Ein Höchststand von 66 Anwärtern im Fußballkreis Köln zu beginn des Jahres 2023 zeigt, dass trotz der Probleme ein gewisses Interesse an der Schiedsrichterausbildung besteht. Dennoch ist es erforderlich, dass die Vereine gemeinsam an einer Verbesserung der Umstände arbeiten, um den Schiedsrichtern die nötige Unterstützung und Wertschätzung entgegenzubringen.

Die Ausbildung legt großen Wert auf Fair Play und Regelkenntnis und ist entscheidend für die Sicherheit und Integrität im Fußballspiel. Nur durch ein respektvolles Miteinander kann die Schiedsrichtertätigkeit wieder zu einem erfüllenden und sicheren Sportberuf werden.

Die Liste der neuen Unparteiischen umfasst:

  • Marcel Beck (SV Baltringen)
  • Benedikt Berger (TSV Kirchberg)
  • Fabienne Brunner (FV Biberach)
  • Felix Gerster (TSV Attenweiler)
  • Josef Gleinser (SV Muttensweiler)
  • Frederik Halder (SG Mettenberg)
  • Vanessa Kirin (SV Dettingen)
  • Nilay Koz (SV Baindt)
  • Patrick Kunz (SV Reinstetten)
  • Fenja Lang (SV Äpfingen)
  • Philipp Lutz (SV Baltringen)
  • Jannis Johann Madl (SV Baustetten)
  • Raphael Maier (SV Äpfingen)
  • Mirhan Öztürk (SV Ochsenhausen)
  • Adam Ramadan (Türkspor Biberach)
  • Albolfazl Sadeqi (FC Wacker Biberach)
  • Finn Seidler (FV Olympia Laupheim)
  • Magdalena Vollmer (FC Bellamont)

Weitere Informationen über die Herausforderungen und die Ausbildung im Schiedsrichterwesen können auf Schwäbische.de, Deutschlandfunk Nova und Fußball-Reporter.de nachgelesen werden.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
schwaebische.de
Weitere Infos
deutschlandfunknova.de
Mehr dazu
fussball-reporter.de

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