
Im Ulmer Kammergebiet stehen rund 3.800 von über 20.000 Handwerksbetrieben vor einer altersbedingten Betriebsübergabe. Dies entspricht etwa 18% der gesamten Betriebe und diese Zahl wird voraussichtlich auf über 20% ansteigen, da die Inhaber der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Diese Entwicklung könnte schwerwiegende Auswirkungen auf die regionale Versorgung mit Handwerksleistungen haben, insbesondere im ländlichen Raum, wo ein Handwerksbetrieb durchschnittlich 74 Einwohner versorgt, wie schwaebische.de berichtet.
Die Verteilung der Betriebsvorsorge variiert jedoch je nach Landkreis. Im Landkreis Biberach versorgt ein Betrieb 73 Einwohner, im Bodenseekreis sind es 78, während im Landkreis Heidenheim mit 83 Einwohnern pro Betrieb die höchste Zahl festgestellt wurde. Der Ostalbkreis liegt bei 75, der Kreis Ravensburg bei 65 und der Stadtkreis Ulm führt mit 87 Einwohnern pro Betrieb. Im Alb-Donau-Kreis sind es 69 Einwohner.
Geringes Interesse an Neugründungen
Ein beunruhigender Trend zeigt sich auch im Rückgang des Interesses an Gründungen und Übernahmen. Die Anzahl der Existenzgründer ist von 1,5 Millionen im Jahr 2002 auf etwa 550.000 gesunken. Um dem entgegenzuwirken, bietet die Handwerkskammer Ulm umfassende Unterstützung für Gründer und Betriebsübernehmer. Ihr Zentrum für Betriebsnachfolge (ZEN) hat seit 2015 über 1.750 Betriebsübergaben erfolgreich betreut, mit einer Erfolgsquote von 50%. Um den Übergangsprozess zu erleichtern, wird eine geregelte Betriebsübergabe in der Regel auf einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren angelegt.
Aktuell sind in der Betriebsbörse der Handwerkskammer Ulm etwa 180 Inserate zu finden. Neben fachlicher Beratung erhalten Betriebsnachfolger auch finanzielle Unterstützung, wie beispielsweise die Meistergründungsprämie von bis zu 10.000 Euro für Jungmeister, die sich innerhalb von 24 Monaten selbstständig machen möchten.
Komplexer Prozess der Betriebsnachfolge
Die Betriebsnachfolge ist ein entscheidender Prozess für den Fortbestand von Unternehmen. Es ist wichtig, dass diese Übertragungen frühzeitig geplant werden, um Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen. Die Handwerkskammer Ulm hat dazu ihre Informationsbroschüren zur Betriebsübergabe und -übernahme überarbeitet. Diese bieten umfassende Informationen zu rechtlichen Grundlagen, wirtschaftlichen Aspekten und den emotionalen Herausforderungen, die mit diesem Übergang einhergehen, wie hwk-ulm.de ergänzt.
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist der Wissensaustausch zwischen Übergebern und Übernehmern. Offene Kommunikation hilft, Erwartungen und Anforderungen klar zu definieren. In Baden-Württemberg stehen Unternehmern und Nachfolgern wertvolle Ressourcen zur Verfügung, um den Übergangsprozess optimal zu gestalten. Für die verschiedenen Übernahmeformen – seien es familieninterne, betriebsinterne oder externe Übernahmen – gibt es unterschiedliche Herausforderungen und Lösungsansätze, die sowohl Planung als auch Kommunikation umfassen müssen, wie hwk-duesseldorf.de erläutert.
Ob es sich um eine familieninterne Übernahme handelt, bei der Motivation und Unternehmensstrategie übereinstimmen müssen, oder um eine externe Übernahme, bei der die Suche nach einem geeigneten Betrieb im Vordergrund steht, jeder Übergangsprozess verlangt sorgfältige Planung und eine klare Strategie, um die Herausforderungen zu meistern und Erfolg im Handwerk zu sichern.