Queere Schicksale im Nationalsozialismus: Ausstellung in Ludwigsburg
Am 7. November 2025 wird die Wanderausstellung „Gefährdet leben“ zur NS-Verfolgung queerer Menschen in Ludwigsburg präsentiert.

Queere Schicksale im Nationalsozialismus: Ausstellung in Ludwigsburg
In einer bemerkenswerten Ausstellung wird das Schicksal queerer Menschen während der NS-Zeit lebendig. Die Wanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ führt die Besucher durch die düstere Vergangenheit und zeigt die staatliche Repression und Verfolgung dieser oft vergessenen Opfer. Friedrich Enchelmayer, ein tragisches Beispiel aus Stuttgart-Bad Cannstatt, wurde zwischen 1934 und 1937 wegen Verstößen gegen den damals geltenden Paragraphen 175 verurteilt, der „Unzucht zwischen Männern“ unter Strafe stellte. Nur ein einzelnes Foto von ihm zeugt von seiner Existenz.
Enchelmayer, ein Eisendreher, war wie viele seiner Zeitgenossen mit massiver Diskriminierung konfrontiert. Nach seiner ersten Haftstrafe bemühte er sich um ärztliche Behandlung, doch diese blieb erfolglos. Nachdem er eine Beziehung mit einem Mädchen eingegangen war, erkannte er schnell, dass diese nicht die richtige für ihn war. Seine sexuelle Orientierung führte letztendlich zur Deportation: Er wurde 1940 als Volksfeind angeprangert und starb mit nur 32 Jahren im Konzentrationslager Dachau. Er war zuvor in den Lagern Sachsenhausen und Neuengamme interniert.
Einblicke in die Ausstellung
Die Ausstellung, die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld organisiert wird, tourt durch Deutschland und macht auch in Ludwigsburg Halt. Hier werden regionale Dokumente aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg präsentiert, die ergänzen, worüber die Ausstellung berichtet. Sie zeigt nicht nur die brutalen Repressionen, sondern beleuchtet auch das Leben, die Freundschaften und Netzwerke queerer Menschen unter extremen Bedingungen.
Veranstaltungen rund um diese Ausstellung haben bereits hohe Aufmerksamkeit erhalten. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) besuchte die Ausstellung im Paul-Löbe-Haus und sprach sich für die wichtige Anerkennung der Persönlichkeitsrechte aller Menschen aus. Sie machte deutlich, dass die Herausforderungen, mit denen queere Menschen auch heute konfrontiert sind, nicht vergessen werden dürfen. „Es gibt auch heute Anfeindungen, die an die bittere Vergangenheit erinnern“, merkte Bas an und forderte mehr Sensibilität und Verständnis in der Gesellschaft.
Erinnerungskultur und gesellschaftliche Ausgrenzung
Die rassistische und homophobe Repression, die viele queere Menschen erlitten, führte nicht nur während des Dritten Reiches zu erheblichen Schädigungen. Bis 1945 wurden rund 50.000 Personen von der NS-Justiz nach Paragraph 175 und 175a verurteilt, wobei die meisten in Gefängnisse gesperrt wurden. Nach dem Ende des Nationalsozialismus setzten sich die Ausgrenzung und Diskriminierung fort. Befreite Homosexuelle aus den Konzentrationslagern wurden oft in reguläre Gefängnisse überstellt, um dort ihre Strafen zu verbüßen. Das Sonderstrafrecht für Homosexualität wurde erst 1988 in der DDR und 1994 in der Bundesrepublik Deutschland abgeschafft.
Die Wanderausstellung „gefährdet leben“ verdeutlicht nicht nur die historische Dimension der Problematik, sondern macht auch das leidvolle Erbe der queeren Menschen bis in die heutige Zeit sichtbar. Während in Ludwigsburg die regionalen Schicksale gewürdigt werden, ist es ein Schritt in die richtige Richtung, die Sichtbarkeit und den Diskurs über die Rechte aller Menschen voranzutreiben. SWR und Das Parlament berichten, dass diese Ausstellung ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur darstellt, in der die Geschichten, die oft im Schatten der Geschichte standen, nun Gehör finden.