Herrenberg startet Revolution im sozialen Wohnungsbau!

Böblingen initiiert Genossenschaft für bezahlbaren Wohnraum. Ziel: 80 neue Sozialwohnungen bis 2028. Erbpacht und staatliche Förderung unterstützen das Projekt.
Böblingen initiiert Genossenschaft für bezahlbaren Wohnraum. Ziel: 80 neue Sozialwohnungen bis 2028. Erbpacht und staatliche Förderung unterstützen das Projekt. (Symbolbild/MBW)

Herrenberg startet Revolution im sozialen Wohnungsbau!

Böblingen, Deutschland - Eine positive Nachricht für die Wohnungssuchenden in Herrenberg: Der Gemeinderat hat den Beitritt zur Genossenschaft „BürgerWohnen Landkreis Böblingen eG“ beschlossen. Herrenberg ist damit die dritte Kommune und die erste Große Kreisstadt, die den Schritt wagt, was für die Region von großer Bedeutung ist. Der Staatsanzeiger berichtet, dass ein Grundstück, ein ehemaliges Tankstellen-Areal, in Erbpacht an die Genossenschaft übergeben wird.

Mit Holzgerlingen und Rutesheim haben bereits zwei weitere Kommunen den Weg der Mitgliedschaft eingeschlagen, während Nufringen und Schönaich ebenfalls Interesse zeigen. Mötzingen, Aidlingen und Grafenau sind ebenfalls auf den Zug aufgesprungen und bringen sich aktiv in die Gespräche ein. Urgiert wird diese Entwicklung durch den Landrat Roland Bernhard, der die Gründung der Genossenschaft maßgeblich voranbringen will.

Ein Angebot für sozial benachteiligte Haushalte

Die Genossenschaft fokussiert sich auf Sozialmieter und ermöglicht auch Haushalten mit durchschnittlichem Einkommen den Zugang zu Sozialwohnungen, wie aus den Einkommensobergrenzen des Wohnberechtigungsscheins hervorgeht. Dabei wird das Jahreseinkommen für jedes Mitglied des Haushalts gesondert betrachtet. Wie die Stadt Böblingen mitteilt, zählt zum Einkommen unter anderem das Bruttojahresverdienst und Bezüge aus Renten, wobei auch steuerfreie Einkünfte berücksichtigt werden.

Aktuell gibt es im Kreis Böblingen 1540 Sozialmietwohnungen. Die Studie des Pestel-Instituts offenbart einen erheblichen Mangel: Es fehlen 8500 Wohnungen, insbesondere im Bereich bezahlbarer Mietwohnungen. Bis 2028 sollen weitere 80 Wohneinheiten entstehen, um diese Lücke zumindest teilweise zu schließen. Geplant sind Mietpreise von etwa 9,50 Euro pro Quadratmeter, während die Baukosten unter 3000 Euro pro Quadratmeter liegen sollen.

Finanzierung und Bauweise

Die Finanzierung der Genossenschaft gestützt durch staatliche Förderungen und die Verwendung kostengünstiger Baumethoden. Der Kreis investiert insgesamt 4,2 Millionen Euro, während KfW-Darlehen die Finanzierung unterstützen. Der geplante Erbpachtzins für die beteiligten Kommunen beträgt 1-2% des Grundstückswertes pro Jahr. Um die Kommunalhaushalte zu entlasten, soll die Genossenschaft weniger Gewinne abwerfen, was in der aktuellen Situation sehr sinnvoll erscheint.

Die Bauweise setzt auf moderne Holz-Hybrid-Bauten. Das Grundmodell sieht einen Dreispänner vor, das heißt, drei Wohnungen pro Etage. Bemerkenswert ist, dass die genossenschaftliche Verwaltung nur auf 1,5 Stellen zurechtgestutzt werden soll, um effizient zu arbeiten.

Ein Blick auf den bundesweiten Wohnungsmarkt

Die Notwendigkeit für günstigen Wohnraum ist nicht nur in Herrenberg offenbar. In Deutschland fehlen laut dem Deutschen Mieterbund über 910.000 Sozialwohnungen. Besonders in Bundesländern wie Baden-Württemberg gibt es einen eklatanten Mangel – hier sind es mehr als 206.000 Wohnungen, die dringend benötigt werden. Diese Missstände sind teilweise das Resultat von jahrelangem Missmanagement seitens von Bund und Ländern bei der Sozialwohnungsförderung, was massive finanzielle Folgen für den Staat hat.

Um dem entgegenzuwirken, fordern Verbände eine klare Hilfestellung der Politikinstitutionen, auch in Bezug auf eine feste „Sozial-Quote“ bei der Vergabe von Wohnraum. Die Schaffung von Wohn-Härtefallkommissionen in allen Kommunen könnte dabei helfen, die unterschiedlichen sozialen Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklungen in Herrenberg und der Genossenschaft „BürgerWohnen Landkreis Böblingen eG“ gestalten werden. Eines ist jedoch sicher: Der Bedarf an sozialem Wohnraum ist da, und die Initiative der Genossenschaft könnte ein Teil der Lösung sein.

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OrtBöblingen, Deutschland
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